Kolumne „Toolbox“ von Ulrike Führmann

Wir reden oft genug darüber: Die interne Kommunikation verändert sich durch die Digitalisierung erheblich – und somit auch die Aufgaben der internen Kommunikateure. Ich bin sicher, dass neben journalistischer und strategisch-konzeptioneller Kompetenz in Zukunft immer mehr die Beraterrolle gefragt sein wird. Es wird also Zeit, sich mit der beraterischen Grundausstattung im Methodenkasten zu beschäftigen: den Fragetechniken.

Ich nutze in meiner Arbeit in der internen Kommunikation oft systemische Fragen. Sie dienen der Analyse, um Informationen zu erhalten. Viel wichtiger ist aber, dass sie die Befragten (und einen natürlich auch selbst) zur Reflexion einladen und andere Perspektiven für neue Lösungen eröffnen. Die Annahme zu systemischen Fragen ist, dass jede Person ihre Wirklichkeit konstruiert. In sozialen Systemen, also auch in Unternehmen, gibt es unterschiedliche Wirklichkeitskonstruktionen. Systemische Fragen machen diese Konstruktionen sichtbar, erweitern oder verändern („dekonstruieren“) sie.

Heute stelle ich Ihnen drei Typen von systemischen Fragen vor:

Ausnahmefragen
„Unsere älteren Kollegen sind im Umgang mit der Digitalisierung immer so unflexibel.“ Tatsächlich immer? Wir neigen oft dazu, Verhalten oder Probleme als gegeben anzunehmen. Suchen Sie Ausnahmen von der Regel und regen Sie zum Nachdenken an.

Beispielfragen:

  • In welchen Situationen haben sich die älteren Mitarbeitenden schon einmal flexibel gezeigt? Was war da anders?
  • Wann hat es schon einmal funktioniert? In welchen Situationen war es? Und was könnten Sie (sie, ich oder wir tun), um diese Ausnahme zu wiederholen?
  • Wenn Sie ganz kleine, feine Unterschiede wahrnehmen könnten, welche wären dies?


Verschlimmerungsfragen
Ein als problematisch erlebter Zustand wird durch die übertriebene Formulierung der Verschlimmerungsfrage auf den Kopf gestellt und schärft den Blick für neue Zusammenhänge. Das kann als lösend und erheiternd empfunden werden. Aber Achtung: Fingerspitzengefühl ist gefragt, damit sich keiner auf den Arm genommen fühlt.

Beispielfragen:

  • Was können wir tun, damit unsere älteren Kollegen noch unflexibler werden?
  • Was können wir tun, um unsere Abstimmungsprozesse weiter zu verschlimmern?
  • Wie können wir am besten verhindern, dass sich so viele Mitarbeitende wie möglich zum Training für die neue Mitarbeiter-App anmelden? Was müssten wir als erstes tun?


Wunderfrage

Wirkt die Ausnahme- und die Verschlimmerungsfrage nicht, kann die Wunderfrage zum Einsatz kommen. Sie soll einen möglichst konkreten, bildhaften und lösungsorientierten Zielzustand aufzeigen. Stolpersteine oder Probleme werden ausgeklammert. Wenn Befragte die Wunderfrage noch nicht kennen, reagieren sie oft überrascht und positiv. Zu oft eingesetzt, nutzt sie sich allerdings ab.

Beispielfragen:

  • Stellen Sie sich vor, ein Wunder geschieht und das Problem ist gelöst. Woran würden Sie es merken?
  • Stellen Sie sich vor, Sie wachen morgens auf und Ihr Problem ist über Nacht verschwunden: Was nehmen Sie wahr?
  • Oder die ganz kurze Variante: Was wünschen Sie sich? Was bräuchten Sie?


Anregungen für wirkungsvolles Fragen

Die richtige Frage zu stellen, ist eine Kunst und braucht Übung. Achten Sie darauf, Fragen nicht einfach abzufeuern. Überlegen Sie, was Sie mit der Frage bewirken wollen. Sobald Sie eine Frage gestellt haben, üben Sie sich in Geduld: Geben Sie dem Befragten Zeit, nachzudenken und die Antwort zu formulieren. Halten Sie die Stille aus und schieben Sie nicht zu schnell die nächste Frage nach.

Lust auf mehr?
Haben Sie Lust bekommen, sich weiter mit Fragen auseinanderzusetzen? Besuchen Sie die nächste Fachtagung „Interne Kommunikation“ der SCM mit dem Motto „Medien, Content, Resonanz“. In meiner Round Table Session „Was die interne Kommunikation von der (systemischen) Beratung lernen kann“ werden wir uns auch mit Fragetechniken beschäftigen. Falls Sie nicht dabei sein können: Das Fachbuch von Andreas Patrzek „Systemische Fragen“, Springer Gabler, finde ich lesenswert.

Ulrike Führmann berät mittelständische Unternehmen und Organisationen zu allen Aspekten der internen Kommunikation. Sie ist zertifizierte PR- und systemische Beraterin mit dem Schwerpunkt Organisationsentwicklung sowie ausgebildete Change Beraterin. Führmann verfügt über langjährige Kommunikationserfahrung u.a. in einem international tätigen Konzern, arbeitet als Dozentin an Fachhochschulen und Bildungseinrichtungen und ist Fachbuchautorin („Wie kommt System in die interne Kommunikation?“). Zu Themen der internen Kommunikation schreibt sie regelmäßig auf ihrem IK-Blog.

Ulrike Führmann leitet am 27. Mai 2018 das Seminar „Interne Kommunikation im Schleudergang – Management Summary der wichtigsten Grundlagen“.
Holen Sie sich das Rüstzeug zum erfolgreichen internen Kommunikationsmanager. Denn dazu gehört nicht nur, die richtigen Fragen zu stellen und mit offenen Augen durch die eigene Organisation zu gehen. Auch die konzeptionellen Grundlagen wollen gelegt sein.

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Ulrike Führmann spricht außerdem auf der Tagung Interne Kommunikation der SCM am 3. Mai 2018.
Ihre Round Table Session trägt den Titel „Was die Interne Kommunikation von der (systemischen) Beratung lernen kann“. Melden Sie sich noch heute an, wenn Sie mehr erfahren wollen zum Thema der Tagung „Medien – Content – Resonanz: Drei Dimensionen erfolgreicher interner Kommunikation“.

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