Kolumne „Toolbox“ von Ulrike Führmann

„Interne Kommunikation im Spannungsfeld zwischen Mut, Haltung und Wertschätzung“. So lautet das Motto der nächsten Tagung „Interne Kommunikation“ der SCM im November 2017. Die Beschäftigung mit Haltung ist wieder topaktuell. Disruptive Geschäftsmodelle, digitales Leadership, Chat Bots oder künstliche Intelligenz. Dies sind nur einige Themen, die durch die Digitalisierung berührt werden. Hier ist auch die interne Kommunikation gefragt: Verantwortliche der internen Kommunikation sollten dazu beitragen, eine klare Haltung zu entwickeln und Stellung zu beziehen. Drei bewährte Empfehlungen aus meiner Praxis können Ihnen dabei helfen:

Empfehlung Nr. 1: Legen Sie fest, was Sie unter Haltung verstehen.

Innere oder äußere Haltung, Grund- oder Lebenshaltung, professionelle oder politische Haltung? Haltung hat viele Facetten. Für mich heißt Haltung, dass das Handeln eines Menschen im Einklang mit seinen Einstellungen und seiner Werteordnung steht. Was heißt es für Sie? Legen Sie zunächst fest, was genau Sie unter Haltung verstehen und zu welchem Thema oder Aspekt Sie eine Haltung einnehmen möchten. Wollen Sie zum Beispiel an einer Haltung arbeiten, die die gesamte Organisation betrifft, wie zum Thema Agilität? Oder geht es beispielsweise um Ihre Haltung gegenüber scheinbaren Skeptikern und Zweiflern? Woran machen Sie und die Mitarbeitenden diese Haltung fest?

Empfehlung Nr. 2: Überlegen Sie Nutzen und Auswirkungen von Haltung.

Haltungsänderungen sind Verhaltensveränderungen. Sie brauchen Zeit, Geld und Geduld. Überlegen Sie deswegen, was Sie mit einer anderen Haltung gewinnen und auch verlieren würden. Wägen Sie ab. Was versprechen Sie sich z.B. von einer professionellen Grundhaltung? Was würde das Unternehmen gewinnen, wenn Sie einen Veränderungsprozess starten und sich die Haltung z.B. zur Agilität ändern würde? Was sind Auswirkungen auf Ihre Kunden, Ihre Prozesse und auf die Mitarbeitenden? Lohnt sich der Aufwand?

Empfehlung Nr. 3: Reflektieren Sie Ihre Haltung regelmäßig.

Haltungen können erstarren. Sie sollten deshalb regelmäßig überprüft werden. Für die Reflexion der organisationsweiten Haltung empfehle ich Ihnen das Kulturmodell, mit dem Sie auch Ihre kulturellen Muster beobachten und bearbeiten, z.B. das Kulturebenen-Modell nach Edgar Schein oder das Kulturorganisations-Modell von Daniel Denison. Für die persönliche Reflexion nutze ich gerne die drei Unterscheidungen, die ich aus der systemischen Supervision übernommen habe:

  • Beobachten: Was nehmen Sie mit Blick auf die Haltung an Verhalten und Gefühlen genau wahr?
  • Erklären: Wie erklären und interpretieren Sie sich diese Haltung bzw. das konkrete Verhalten?
  • Bewerten: Welche Schlussfolgerung ziehen Sie aus Ihren Beobachtungen und Erklärungen? Was nehmen Sie sich konkret vor, um Ihre Haltung zu ändern?

Haltung in kleinen Schritten

Albert Schweitzer, Arzt und Theologe, räumt der Haltung eine entscheidende Rolle im Leben ein: „Die größte Entscheidung deines Lebens liegt darin, dass du dein Leben ändern kannst, indem du deine Geisteshaltung änderst.“ Das sind gewichtige und fast einschüchternde Worte des Nobelpreisträgers. Kleine, aber konsequente Haltungsschritte reichen – wie ich finde – für den Anfang vollkommen aus. Denn Haltung braucht Übung und Konsequenz. Ich wünsche Ihnen viel Erfolg!

Ulrike Führmann berät mittelständische Unternehmen und Organisationen zu allen Aspekten der internen Kommunikation. Sie ist zertifizierte PR- und systemische Beraterin mit dem Schwerpunkt Organisationsentwicklung sowie ausgebildete Change Beraterin. Führmann verfügt über langjährige Kommunikationserfahrung u.a. in einem international tätigen Konzern, arbeitet als Dozentin an Fachhochschulen und Bildungseinrichtungen und ist Fachbuchautorin („Wie kommt System in die interne Kommunikation?“). Zu Themen der internen Kommunikation schreibt sie regelmäßig auf ihrem IK-Blog.