„Netzwerke für das Unternehmen“: Welche Rolle spielt die interne Kommunikation?
Kommunikator*innen sind sich uneins, inwiefern die interne Kommunikation Netzwerke und Markenbotschafter*innen für das Unternehmen aufbauen kann und soll. Doch eins ist klar: Vorbilder und Vernetzungsformate sind entscheidend, damit Mitarbeitende zu Multiplikator*innen werden.
Kann interne Kommunikation Netzwerke erschaffen? Die aktuelle Kurzstudie von SCM und JP|KOM zeichnet ein gespaltenes Bild. Insbesondere wenn es um den Aufbau externer Markenbotschafter*innen geht, die für das Unternehmen Netzwerke nach außen aufspannen können, sind die Meinungen weit geteilt. 50% der Befragten vertreten die Auffassung, dass hierzu gezielte Maßnahmen der internen Kommunikation und Personalabteilung nötig sind. Rund 44% geben an, Markenbotschafter*innen entstünden unter den richtigen Voraussetzungen von selbst.
Identifikation kann befördert, aber nicht gekauft werden
Interessant: Finanzielle Anreize scheinen in diesem Fall nach Meinung der Befragten ihre Wirkung zu verfehlen – nur 5,9% halten diese für geeignet, um zum externen Netzwerken anzuregen. Wenn wir davon ausgehen, dass die Identifikation mit dem Unternehmen die Grundvoraussetzung für das Entstehen von Botschafter*innen ist, lässt sich aus dem Ergebnis schließen: Identifikation lässt sich nicht kaufen, sondern entsteht auf anderen Wegen.
Doch wie können Mitarbeiter*innen überhaupt gezielt beim Aufbau eines Netzwerks unterstützt werden? Genannt werden hierzu unter anderem die aktive Förderung von Netzwerktreffen (49,5%), Vorträge bei Veranstaltungen (38,1%), der Austausch mit anderen Unternehmensstandorten (34%), Schulungen insbesondere zur Nutzung sozialer Medien (33%) und interne Stammtische (29,9%). Demnach scheint durchaus eine breite Unterstützung nötig zu sein, damit Mitarbeitende sich in der Rolle als Netzwerker*innen zurechtfinden.
Führungskommunikation und Onboarding sind entscheidend
Wichtig sind vor diesem Hintergrund vor allem auch spezifische Formate für neue Mitarbeiter*innen. Denn wer ganz frisch im Unternehmen ist, benötigt in besonderem Maße Unterstützung dabei, sich zurechtzufinden und erste Kontakte zu knüpfen. Doch wie kann interne Kommunikation Netzwerke als Orientierungshilfe einsetzen? Zuvorderst nennen die Studienteilnehmer*innen hierzu Mentoring-Programme (56,5%) – aber auch Trainee-Stammtische (38%), der Austausch mit anderen Unternehmensstandorten (32,6%) und Vorträge bei Veranstaltungen (31,5%) können neuen Mitarbeiter*innen zur Orientierung und zum Erschließen eines eigenen Netzwerks im neuen Umfeld dienen.
In erster Linie kommt es für das Entstehen von Netzwerken darauf an, die Mitarbeitenden prinzipiell zu aktiver Kommunikation und Eigeninitiative zu ermutigen. 35,3% sehen das passende Mindset der Belegschaft als entscheidend an. Noch wichtiger: Es braucht Vorbilder auf der Führungsebene, die dem Willen und die Überzeugung ausstrahlen, dass die gesamte Belegschaft aktiv kommunizieren soll – 47,1% halten dies für den zentralen Aspekt. Für 17,7% kommt es in vornehmlich darauf an, entsprechende Kanäle und Plattformen zur Verfügung zu stellen.
Interne und berufliche Netzwerke entstehen auf persönlicher Basis
Dass interne Vernetzung vor allem auf persönliche Formate angewiesen ist, zeigt ein weiterer Befund der Studie: Kommunikator*innen tauschen sich vornehmlich über strukturierte, regelmäßige Meetings (78,6%) sowie beim gemeinsamen Mittagessen (75,7%) mit Mitarbeiter*innen anderer Abteilungen aus. Zudem stehen nach wie vor Mails und Telefonate hoch im Kurs (72,8%). Gruppen im Social Intranet sind für 34 % der Befragten geeignete Kanäle für den Austausch mit Kolleg*innen im Unternehmen. Es folgen Mitarbeiterversammlungen (21,4%) sowie Gruppen in sozialen Netzwerken (14,6%). Zudem werden seitens der Befragten auch Flurgespräche und Mitarbeiterevents als geeignete Formate benannt, um miteinander in Kontakt zu kommen.
Überdies ist auch der Austausch von Kommunikator*innen untereinander ein wichtiger Aspekt der Netzwerkbildung. Damit sie sich Anregungen und Know-how für den komplexer werdenden Kommunikationsalltag beschaffen können, sollen Kommunikator*innen nach Ansicht der befragten vor allem auf Fachkonferenzen (68,9%), auf Schulungen, Seminare und Fortbildungen (61,2%) sowie auf soziale Netzwerke wie XING, LinkedIn oder Twitter (54,4%) zurückgreifen. Und auch Branchen-Events (35%) oder der Austausch mit Fachkolleg*innen im eigenen Unternehmen (24,3%) oder bei externen Geschäftspartnern (19,4%) werden als wichtige Quellen für neue Impulse genannt.
Philipp Bahrt verantwortet bei der SCM – School for Communication and Management in Berlin den Themenbereich Interne Kommunikation. Er ist Chefredakteur des Fachmagazins „BEYOND“ und arbeitet im Rahmen von Vorträgen, Fachbeiträgen und Studien zu verschiedenen Themen rund um die digitale Transformation und ihre Bedeutung für die organisationsinterne Zusammenarbeit. Der studierte Diplom-Volkswirt interessiert sich besonders für die Schnittstellen von effizienten Organisationsstrukturen und wertschätzender, einbeziehender Kommunikation.
Susanne Marell ist Geschäftsführerin der Agentur JP│KOM. Sie verfügt über langjährige, internationale Erfahrung in Kommunikation und Marketing auf Unternehmens- wie auf Agenturseite, davor als Vice President Corporate Brand Management bei BASF und als Geschäftsführerin von Edelman Deutschland.