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Toolbox-Kolumne, Teil 7: Mit dem Igel-Prinzip den Purpose (wieder) entdecken und formulieren

Purpose
Bild: Unsplash

Kolumne „Toolbox” von Ulrike Führmann

Haben Sie und Ihre Kolleginnen und Kollegen schon einmal darüber nachgedacht, wofür Sie stehen? Wozu tun Sie das, was Sie täglich tun? Was gibt Ihnen Energie und Kraft? Die Beschäftigung mit dem „Purpose“ kann Ihnen Antworten liefern. Purpose beschreibt die Wirkung und den (positiven) Einfluss einer Organisation auf die verschiedenen Stakeholder, wie z. B. Mitarbeitende und Kunden, aber auch auf andere externe Aspekte, wie etwa Politik und Ökologie. Er dient dabei als Orientierung für alle weiteren Entscheidungen im Unternehmen.

Geht Ihnen der englische Begriff auf den Geist oder brauchen Sie für Ihre Bezugsgruppe einen deutschen Begriff? Ich nutze am liebsten „Sinn & Zweck“. Und fragen Sie sich beim Lesen auch gerade, was die Abgrenzung zur Vision ist? Nach meiner Definition beschreibt die Vision, welches Zielbild das Unternehmen in einigen Jahren erreichen möchte. Die Vision leitet sich aus dem Sinn und Zweck ab.

Die Beschäftigung mit dem „Purpose“ ist übrigens gerade topaktuell und trägt zu den Hauptaufgaben der internen Kommunikation bei. Das sind laut SCM Trendmonitor 2019 (die vollständige Studienauswertung wird am 18. Juni erscheinen – lesenswert!) u. a. die Förderung der Identifikation und die Mitarbeiterbindung.

Entwicklung eines „Purpose Statements“

Jede Organisation hat einen „Purpose“. Zumeist haben die Gründer aus einem bestimmten Sinn und Zweck heraus die Organisation aufgebaut. Im Laufe der Zeit kann sich der Purpose weiterentwickelt haben. Implizit ist er also immer vorhanden. Um den „Purpose“ für Ihre interne Kommunikation zu nutzen, sollten Sie ihn explizit machen, am besten mit einem sogenannten „Purpose Statement“. Dieses Statement ist die Grundlage für Botschaften und Themen, aber auch für die Auswahl der Kommunikationsinstrumente. Sollten Sie noch kein ausformuliertes Statement haben, kann Ihnen das Igel-Prinzip weiterhelfen.

Das Igel-Prinzip

Das Igel-Prinzip habe ich im Buch „Der Weg zu den Besten“ von Jim Collins, einem amerikanischen Managementberater, entdeckt und es sprachlich angepasst. Mit dem Igel-Prinzip plädiert er dafür, sich – wie der Igel – auf den Wesenskern zu konzentrieren. Franziska Fink und Michael Moeller, zwei systemische Organisationsberater, haben das Modell weitergesponnen. Danach ist der Purpose die Schnittmenge – der Wesenskern – aus drei Aspekten:

  • Begeisterung: Was tun wir mit Begeisterung? Wo entwickeln wir Leidenschaft?
  • Exzellenz: Was können wir richtig gut? In welchem Bereich können wir sehr gut werden?
  • Wertschöpfung: Für welche Leistungen bezahlen uns unsere Kunden?

Die Fragen zu den drei Aspekten lassen sich am besten gemeinsam in einem Workshop in Kleingruppenarbeit beantworten. Arbeiten Sie mit Ihnen vertrauten Moderationstechniken und schreiben Sie die Antworten auf Post-its. Diese werden im Plenum zusammengeführt und diskutiert. Im Anschluss sollten Sie die Schnittmenge bilden und das Purpose Statement formulieren. Eine Rohfassung reicht zunächst. Die kreative Ausformulierung kann ein Texter/eine Texterin übernehmen.

Purpose

Tipp: Purpose-Statement für das eigene Team

Sollten Sie gar nicht für die Entwicklung des Purpose Statements in Ihrem Unternehmen verantwortlich sein, können Sie das Igel-Prinzip auch für Ihre Abteilung nutzen und ein Team-Statement entwickeln. Sie können so Ihre Positionierung schärfen. Im Falle des Aspekts „Wertschöpfung“ blicken Sie dann statt auf externe auf interne Kunden und wählen als Bezahlung ein anderes Tauschmittel, z. B. Aufmerksamkeit.

Purpose geschmeidig halten

Niklas Luhmann, der Bielefelder Soziologe und Systemtheoretiker, empfahl übrigens beim Sinn und Zweck auf eine gewisse „Elastizität“ zu setzen. Der Gedanke dahinter: Sinn und Zweck des Unternehmens können sich immer wieder ändern, was dann den Mitarbeitenden glaubhaft vermittelt werden sollte. Den Gedanken finde ich interessant. Das Statement sollte also ausreichend Zugkraft entwickeln, aber auch so formuliert werden, dass Spielraum möglich ist. Keine leichte Aufgabe!

Purpose als Leuchtturm nutzen

Gerade in dynamischen Zeiten, aber auch in ruhigeren Gewässern ist ein Leuchtturm als Referenzpunkt hilfreich. Für mich ist der Sinn und Zweck so ein Leuchtturm, an dem sich Unternehmen orientieren können. Vielleicht ist die Auseinandersetzung mit dem Sinn und Zweck auch für Sie hilfreich? Viel Vergnügen beim Nachdenken und Ausprobieren.

Ihre Ulrike Führmann

Ulrike Führmann berät und begleitet Unternehmen und Organisationen auf ihrem Weg zu einer wirkungs- und sinnvollen internen Kommunikation, zur Veränderungs- und Teamkommunikation sowie zur Organisationskultur. Sie ist zertifizierte PR- und Change-Managerin, systemische Organisationsentwicklerin (SG) und systemische Supervisorin und Coach (DGSv/SG). Für den INKOMETA-Award für erfolgreiche interne Kommunikation sitzt sie in der Finaljury. Zusammen mit Klaus Schmidbauer hat sie die Praxisbücher „Interne Kommunikation mit Weitblick“ und „Wie kommt System in die interne Kommunikation?“ veröffentlicht. Regelmäßig schreibt sie auf ihrem IK-Blog zu Trends und Themen der internen Kommunikation.

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