Kolumne „Toolbox“ von Ulrike Führmann
Brauchen Sie noch ein Entwicklungsziel für das neue Jahr? Wie wäre es damit: Üben Sie sich in Selbstreflexion. Überlegen Sie, wie Sie bislang zu einzelnen Aspekten gearbeitet haben und was Sie an Ihrem Verhalten verändern möchten. Sich zu hinterfragen ist notwendig, um neue (oder zumindest andere) Wege einzuschlagen.
Die Fähigkeit zur Selbstreflexion sollte eine Selbstverständlichkeit für IK-Manager sein bzw. werden. Ich stelle Ihnen heute das Modell von Rainer Schwing vor, das sich für mich als hilfreich erwiesen hat und sich in meiner Toolbox befindet. Schwing arbeitet als systemischer Berater, Supervisor und ist Buchautor zum systemischen Handwerk.
Reflexion in vier Prozessen
Schwing unterscheidet in seinem Modell vier Prozesse der Reflexion:
- Beobachten: Was beobachte ich an meinem Verhalten?
- Erklären: Wie erkläre ich mir dieses Verhalten?
- Bewerten: Welche Schlüsse ziehe ich?
- Handeln: Wie setze ich neue Impulse in meinem Alltag um?
Die vier Prozesse prägen unsere Einstellungen und Überzeugungen, werden aber ihrerseits von den Einstellungen und Überzeugungen geprägt.
Oft durchlaufen wir diese Prozesse unbewusst oder vermischen sie. Für eine Selbstreflexion sollten wir sie uns bewusst machen und bewusst voneinander trennen. Das braucht etwas Übung.
Vorgehen bei der Selbstreflexion
Zeit nehmen
Selbstreflexion passiert in den seltensten Fällen zwischendurch. Sie braucht Zeit und Distanz zu Ihrem Alltagsgeschehen. Suchen Sie sich einen Ort zum Nachdenken oder machen Sie einen Spaziergang.
Thema wählen
Zunächst brauchen Sie ein Thema oder ein Problem, über das Sie nachdenken wollen, z.B.:
- Ich ärgere mich über die Widerständler. Was kann ich gegen meinen Ärger tun – vielleicht empathischer werden?
- Mir fehlt die Anerkennung als IK-Manager/-in. Sollte ich mein Selbstverständnis schärfen und wie schaffe ich es?
- Ich merke, dass ich im Umgang mit der Digitalisierung nicht allparteilich bin und versuche, meine Meinung durchzudrücken. Würde meine Allparteilichkeit eine größere Offenheit bei den anderen nach sich ziehen?
Genau beobachten und beschreiben
Beobachten und beschreiben Sie Ihr Verhalten zum gewählten Thema. Was nehmen Sie wahr? Was fällt Ihnen auf? Nach welchen Kriterien beobachten Sie? Versuchen Sie nicht zu werten, sondern ausschließlich zu beobachten und zu beschreiben.
Erklärungen und Hypothesen finden
Im nächsten Schritt geht es darum, Ihre Beobachtungen zu erklären und ihnen eine Bedeutung zu geben. Da es nicht nur die eine „Wahrheit“ gibt, suchen Sie mehrere Interpretationsmöglichkeiten. Öffnen Sie den Bedeutungsrahmen. Was würden andere, z.B. Mitarbeitende oder Kunden, dazu sagen? Oft erkennt man schon hier, wie man sein Verhalten ändern möchte.
Verhalten bewerten
Im nächsten Schritt bewerten Sie Ihr bisheriges Verhalten. Überlegen Sie sich dazu Bewertungskriterien, wie z.B. nützlich, sinnvoll, erstrebenswert. Hilfreich ist es auch, auf eine Metaposition zu wechseln: Überlegen Sie, woher die eigenen Bewertungen stammen und ob sie noch aktuell sind oder zu „Bewertungsroutinen“ erstarrt sind.
Im Handeln neues Verhalten verfestigen
Nach diesen drei Prozessen (beobachten, erklären, bewerten) sollten Sie Klarheit und Ideen für Verhaltensänderungen gewonnen haben. Erproben Sie diese Ideen in nächster Zeit im Alltag. Überprüfen Sie Ihre Fortschritte regelmäßig, indem Sie den Reflexionsprozess erneut durchlaufen.
Ich wünsche Ihnen für 2018 viele Momente der Selbstreflexion und freue mich, wenn wir uns dazu bei Gelegenheit – digital oder analog – austauschen.
Ulrike Führmann berät mittelständische Unternehmen und Organisationen zu allen Aspekten der internen Kommunikation. Sie ist zertifizierte PR- und systemische Beraterin mit dem Schwerpunkt Organisationsentwicklung sowie ausgebildete Change Beraterin. Führmann verfügt über langjährige Kommunikationserfahrung u.a. in einem international tätigen Konzern, arbeitet als Dozentin an Fachhochschulen und Bildungseinrichtungen und ist Fachbuchautorin („Wie kommt System in die interne Kommunikation?“). Zu Themen der internen Kommunikation schreibt sie regelmäßig auf ihrem IK-Blog.
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