Toolbox-Kolumne, Teil 6: Was befördert und was hemmt Ihr Veränderungsvorhaben?

Veränderungsvorhaben
Bild: Unsplash

Kolumne „Toolbox“ von Ulrike Führmann

Planen Sie in diesem Jahr Veränderungen? Vielleicht wollen Sie die Kommunikation Ihrer Mitarbeitenden mit einer Mitarbeiter-App verbessern? Oder die Meetingkultur entschlacken? Vielleicht steht aber auch ein tiefergreifendes Thema auf Ihrer Liste, wie zum Beispiel die Selbstorganisation in Teams?

Wenn Sie tatsächlich in 2019 kleine oder große Veränderungen angehen wollen, empfehle ich Ihnen, die Kraftfeldanalyse auszuprobieren. Sie ist ein feines und sehr nützliches Tool, welches in jeden Veränderungs-Werkzeugkasten gehört – egal, ob Sie für die Abteilungen interne Kommunikation oder die Organisationsentwicklung arbeiten.

Kräfte kennen und destabilisieren

Die Kraftfeldanalyse gibt einen schnellen Überblick über die Kräfte im Unternehmen, die eine Veränderung befördern oder blockieren. Kräfte sind zum Beispiel die Einstellung der Abteilung die von der Veränderung am meisten betroffen ist. Oder die Vorerfahrung bei Veränderung. Aber auch die eingeplante Zeit für ein Veränderungsvorhaben kann als Kraft auf den Veränderungsprozess wirken. Kräfte lassen sich so kategorisieren:

  • Personen/Gruppen, z. B. Auftraggeber, Betriebsrat, betroffene Abteilung,
  • materielle Kräfte, z. B. Budget, IT-Ausstattung oder Räumlichkeiten,
  • immaterielle Kräfte, z. B. Zeit, Veränderungsbereitschaft, Erfahrungen mit Veränderungen.

Normalerweise halten sich bewahrende und verändernde Kräfte die Waage bzw. sie balancieren sich permanent aus. So entsteht ein Gleichgewichtszustand, der bei einer Veränderung zunächst aus der Balance gebracht werden muss. Diese Destabilisierung nannte der Sozialpsychologe Kurt Lewin übrigens „Auftauen“. Hier geht es darum, den Boden für die Veränderung zu bereiten und grundsätzlich Bereitschaft für die Veränderung zu schaffen.

Mit der Kraftfeldanalyse ist es möglich, die Kräftefelder zu identifizieren und in ihrer Wirkung zu gewichten, um dann entsprechende Maßnahmen zur Destabilisierung zu planen und umzusetzen.

In einem Workshop das aktuelle Kraftfeld ermitteln

Könnte die Kraftfeldanalyse für Sie nützlich sein? Dann laden Sie doch zu einem Workshop ein, um die Wirkkräfte für Ihr Vorhaben zu analysieren. Die Teilnehmenden sollten verschiedene Perspektiven auf das Veränderungsthema mitbringen.

Im ersten Schritt sammeln Sie alle Kräfte, die auf Ihre Veränderung einwirken. Die Kategorisierung (siehe oben) kann Ihren Teilnehmenden dabei helfen. Da sich die Kräfte von Vorhaben zu Vorhaben unterscheiden, macht es wenig Sinn, in alte Analysen zu blicken. Sie müssen für jedes Vorhaben die Kräfte erneut betrachten.

Sortieren Sie anschließend die Kräfte nach treibender und nach hemmender Wirkung. Am einfachsten funktioniert das Sortieren mit einer zweispaltigen Tabelle. Hier können Sie dann auch den Grad des Einflusses auf die Veränderung notieren: Welche Kräfte haben den größten Wirkungsgrad auf die Veränderung?

Maßnahmen zur Destabilisierung entwickeln

Ihr Kraftfeld ist fertig? Dann überlegen Sie gemeinsam, wie Sie das Gleichgewicht destabilisieren können. Wo wollen Sie ansetzen? Bei den Kräften mit der größten Wirkung? Auch hier gibt es keinen Königsweg, aber wiederum „typische“ Möglichkeiten:

  • Sie setzen bei den förderlichen Kräften an und versuchen, sie weiter zu stärken.
    Ein Beispiel: Der Geschäftsführer steht voll und ganz hinter der neuen App-Einführung. Gewinnen Sie ihn als Fürsprecher und als einen der ersten Nutzer.
  • Sie planen Maßnahmen, um die hemmenden Kräfte zu verringern.
    Beispiel: Die Mitarbeitenden sind veränderungsmüde und zum Teil auch desillusioniert. Sprechen Sie diese Müdigkeit und Desillusion in Ihrer Kommunikation an. Greifen Sie in Ihrer Veränderungsbotschaft vor allem das auf, was sich nicht verändern wird.
  • Sie nutzen förderliche Kräfte, um die hemmenden abzuschwächen. Beispiel: Die Mitarbeitenden stehen agilen Methoden zögerlich gegenüber (hemmend). Das bestehende Netzwerk zum Nachbarunternehmen (förderlich) wird genutzt: Dies hat bereits gute Erfahrungen mit agilen Methoden gemacht und bietet Ihren Mitarbeitenden einen Erfahrungsaustausch an.

Interne Kommunikation trifft auf systemische Organisationsentwicklung

Die Kraftfeldanalyse gehört übrigens zu den Tools, die wir im Seminar „Interne Kommunikation trifft auf systemische Organisationsentwicklung“ ausprobieren. Haben Sie Lust und Zeit? Hier finden Sie weitere Informationen.

Ich wünsche Ihnen einen guten Start in das neue Jahr und viel Erfolg bei Ihren Vorhaben.

Ulrike Führmann

Ulrike Führmann berät und begleitet Unternehmen und Organisationen auf ihrem Weg zu einer wirkungs- und sinnvollen internen Kommunikation, zur Veränderungs- und Teamkommunikation sowie zur Organisationskultur. Sie ist zertifizierte PR- und Change-Managerin, systemische Organisationsentwicklerin (SG) und systemische Supervisorin und Coach (DGSv/SG). Für den INKOMETA-Award für erfolgreiche interne Kommunikation sitzt sie in der Finaljury. Zusammen mit Klaus Schmidbauer hat sie die Praxisbücher „Interne Kommunikation mit Weitblick“ und „Wie kommt System in die interne Kommunikation?“ veröffentlicht. Regelmäßig schreibt sie auf ihrem IK-Blog zu Trends und Themen der internen Kommunikation.

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