Interne Kommunikation als Innovationstreiber?

Von Innovation wird häufig gesprochen, aber selten die nötigen Voraussetzungen geschaffen. Noch seltener werden innovative Ideen tatsächlich aufgegriffen und umgesetzt. Doch welche Entstehungsbedingungen benötigt Innovation? Und welche Rolle spielt dabei die interne Kommunikation? Eine aktuelle Studie von SCM und fischerAppelt beleuchtet, ob die interne Kommunikation zum Innovationstreiber werden kann. Die Studie basiert auf den Einschätzungen von 121 Kommunikationsexpert*innen im Rahmen einer Online-Umfrage im März und April 2022.
Innovationen entstehen durch Offenheit und Wissensvermittlung
Für die Innovationsfähigkeit gewinnt eine zeitgemäße interne Kommunikation (IK) zunehmend an Bedeutung. Über Offenheit, Dialog und die Weitergabe von Wissen bestimmt sie über Erfolg oder Misserfolg. 69,4% der Befragten nennen einen funktionierenden Wissenstransfer als wichtigste Voraussetzung für die Innovationsfähigkeit von Unternehmen. Motivation und eine hohe Identifikation der Mitarbeitenden mit ihrem Unternehmen sowie Freiräume und Partizipationsmöglichkeiten sieht ebenfalls ein Großteil (jeweils 63,6%) als entscheidende Grundlage für das Entstehen von Innovationen. 57,9% sehen durch eine Diskurskultur und Räume für Austausch und aktive Kommunikation die Innovationsfähigkeit befördert, 56,2% durch qualifiziertes Personal und 43% durch eine Kultur des Zuhörens (siehe Grafik). Jeweils 36,4% der Befragten geben Orientierung, Klarheit von Werten und Purpose sowie Vielfalt/Diversität an. Ein Viertel (25,6%) adressiert Ausstattung und Arbeitsbedingungen als Voraussetzungen für Innovation. Interessant ist, dass ganze 7,4% die Innovationsfähigkeit nicht im Unternehmen selbst, sondern durch einen externen Input durch Berater*innen oder sonstige Dritte sehen.

Kehrt man diese Ansichten um, zeigt sich, dass sowohl Hierarchien und fehlende Partizipationsmöglichkeiten als auch Silo-Denken als die größten Gefahren für die Innovationsfähigkeit von Unternehmen betrachtet werden (jeweils 78,5%), gefolgt von fehlender Konsequenz in der Weiterverfolgung und Umsetzung von Ideen (62%). Aber auch Bürokratie (58,7%), ein schlechtes Arbeitsklima (57,9%) und Arbeitsdruck sowie Stress (53,7%) werden als hinderlich angesehen. Ein geringer Teil gibt an, dass sich Langsamkeit (17,4%) und Routine (15,7%) negativ auf die Innovationsfähigkeit auswirken.
Innovationstreiber Interne Kommunikation?
Interessant ist, dass zu fast gleichen Teilen Mitarbeitende (77,1%) und Führungskräfte (73,7%) als Innovationsverantwortliche betrachtet werden. Auch der Vorstand, die Geschäftsführung und Gründer*innen (54,2%) gelten als Treiber innovativer Ideen. Mehr als ein Drittel (37,3%) sehen die Verantwortung in eigens gegründete Abteilungen für Innovationsmanagement. Mit 8,4% wird der Bereich IT als maßgebend genannt – womöglich da viele Innovationen technischer Herkunft sind, was mit der zunehmenden Digitalisierung und Dezentralisierung in Korrelation stehen könnte. Nur 12,7% sehen die IK als für Innovationen zuständig. Dennoch wird die Wichtigkeit innovativer Ansätze und Arbeitsweisen für die Arbeit der internen Kommunikation als hoch eingeschätzt (8, Mittelwert 7,59).
Doch auch in der IK werden innovative Ansätze genutzt – vor allem neuartige Medien und Kanäle (52,9%) sowie moderne Tools für Themenmanagement und Selbstorganisation (44,6%) werden genannt, worin sich wiederum die zunehmende Digitalisierung widerspiegelt. Aber auch agile Arbeitsweisen und Prozesse (52,1%) und ein integrierter Ansatz bzw. Newsroom (38,8%) werden von den befragten Kommunikationsexpert*innen genutzt. Innovative Ansätze wie Corporate Influencing (14,9%), OKR (11,6%) oder KI (6,6%) werden von den befragten Kommunikationsverantwortlichen (noch) nicht umfassend verwendet. Überraschend ist, dass lediglich 11,6% eine umfassende und professionelle Erfolgsmessung nutzen oder diese womöglich als nicht innovativ erachten.
Vorgesetzte stehen in der Pflicht Innovationen anzustoßen
Bei der Frage, auf welchen Wegen Mitarbeitende in ihrem Unternehmen Ideen einbringen und Innovationen anstoßen können, sehen 80,2% die direkten Vorgesetzten als maßgeblich. Im Rahmen von Meetings und Arbeitsgruppen bringen 74,4% neue Ideen ein. Gut die Hälfte (49,6%) gibt an, dass die Implementierung von Innovationen den Weg über das betriebliche Vorschlagswesen geht. Kommentare im Intranet oder der Mitarbeiter-App werden von 38,8% als gängiger Weg angegeben und 29,8% geben eine ständige Rubrik bzw. ein Forum im Intranet oder in der Mitarbeiter-App an.
Damit Innovationen im Unternehmen aber auch tatsächlich entwickelt, aufgegriffen und implementiert werden, braucht es die Bereitschaft von Seiten der Mitarbeitenden, sich aktiv einzubringen – sowie die Offenheit der Führungskräfte gegenüber neuen Ideen und Initiativen aus der Belegschaft. Fragt man nach der Bereitschaft der Mitarbeitenden, ihr Wissen zu teilen, wird diese als recht hoch eingeschätzt (7, Mittelwert 6,63). Die Frage, ob solche Ideen aus der Belegschaft heraus durch die Führungsriege aufgegriffen werden, beantworten die Befragten mit einer mittleren Bereitschaft (6, Mittelwert 6,09).

Romina Schönefeld arbeitet bei der SCM – School for Communication and Management als Redakteurin zu verschiedenen Themen rund um die interne Kommunikation. Zudem organisiert sie verschiedene analoge sowie digitale Konferenz- und Weiterbildungsformate. Sie studierte Linguistik mit den Schwerpunkten Kommunikation, Variation und Mehrsprachigkeit.

Steffen Schier ist Competence Lead Interne Kommunikation bei fischerAppelt. Seit vielen Jahren betreut er Projekte aus der „internen Komm“, welche seiner Meinung nach von Unternehmen mit der gleichen strategischen Sorgfalt und den gleichen Budgets bedacht werden sollte wie die „klassische externe“. Seine Schwerpunkte sind die Themen Corporate Publishing, Social Intranet, Employer Branding und Erfolgsmessung. Zuvor betreute er in der Agentur die Themen Marke, Corporate und Social Media. Schier studierte Germanistik, Geschichte und Politik in Heidelberg und arbeitete währenddessen bei der Tageszeitung „Die Rheinpfalz“ als fester freier Mitarbeiter. Nach seinem Abschluss (M.A.) volontierte er in der Volkswagen Konzernkommunikation und ist seit 2007 bei fischerAppelt.
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