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KI darf Interne Kommunikation nicht austauschbar machen

Massband liegend
Bild: Canva

Wer sich nur auf generative Modelle verlässt, läuft Gefahr, nicht nur Stil, sondern auch Substanz zu verlieren.

Generative KI verändert unsere Kommunikationsarbeit. Nie zuvor war es so einfach, Texte zu schreiben, Bilder zu gestalten oder Videos zu produzieren. Die Qualität der Tools wird von Woche zu Woche besser, sie sind leistungsfähig, intuitiv und zunehmend im Standard-Stack integriert. Sie versprechen Produktivität, Geschwindigkeit und Anpassungsfähigkeit an individuelle Systeme.

Doch genau darin liegt die Herausforderung: Je einfacher und flächendeckender eine KI genutzt wird, desto ähnlicher wird das, was am Ende dabei herauskommt. Seit dem Ausrollen von Chat-GPT zeigen zahlreiche journalistische und wissenschaftliche Analysen in die ZEIT1, FAZ2 und Co., dass generative Modelle dazu neigen, auf Basis großer Datensätze einen glatten, formelhaften Output zu erzeugen. Egal, wie korrekt, sauber und formal gelungen sie auch sein mögen: KI-Modelle optimieren auf das statistisch Wahrscheinliche, nicht auf das Überraschende. Zumindest noch.

Daher klingen Texte oft lehrbuchhaft und glattgebügelt, Bilder sind perfekt ausgeleuchtet, aber ohne Tiefe oder Unschärfe, Videos wirken makellos, aber auch austauschbar. Der Stil wirkt generisch und präzise, jedoch seelenlos. Diese Tendenz zieht sich bereits durch alle Formate, Branchen und Kanäle. Erste Prophezeiungen, dass das Internet nur so mit heterogenen KI-Inhalten geflutet wird, bewahrheiten sich bereits und das Verhältnis zu echtem Content wird weiter kippen.

Maßarbeit statt Massenware

Interne Kommunikation jedoch darf keine Massenware werden, sondern sollte eine Maßanfertigung bleiben. Denn hier geht es nicht um Sichtbarkeit im Algorithmus oder die bestmögliche Wirkung in Suchmaschinen und KI-Assistenten, sondern um Vertrauen und Zusammenhalt von Menschen. Interne Kommunikation ist immer ein Vertrauensangebot, das verbindet, erklärt, Orientierung gibt und vor allem Nähe und Kultur widerspiegelt. Und Nähe entsteht durch authentische, individuelle Ansprache. Durch den Ton, die Haltung, das Gefühl, dass da wirklich jemand meint, was sie oder er sagt.

Natürlich ist es möglich, mit gezieltem und kreativem Prompting, bewusstem Stilbruch oder ergänzender Nachbearbeitung gegen den Einheitsstil zu arbeiten.

KI kann und muss dabei helfen, Prozesse zu erleichtern, Vorschläge zu liefern, Strukturen vorzugeben, redaktionelle Lücken zu füllen. Sie ist schließlich gekommen, um zu bleiben. Sie ist ein starkes Werkzeug, aber eben kein Ersatz für die menschlich-kommunikative Verantwortung. Denn wer sich vollständig auf generative Modelle verlässt, läuft Gefahr, nicht nur Stil, sondern auch Substanz zu verlieren. Was bleibt, ist ein schön formulierter, generischer Strom von Bedeutungslosigkeit. Schnell produziert und schnell vergessen.

Menschlichkeit macht den Unterschied

Gelungene interne Kommunikation ist nicht nur e¨ffizient, sondern auch menschlich, mutig und manchmal einfach nicht perfekt. Genau das macht sie glaubwürdig. Doch das bedeutet nicht, KI außen vor zu lassen. Im Gegenteil: Je näher die Kommunikation am Menschen stattfindet, desto bewusster muss entschieden werden, wie KI unterstützt und wo sie in den Hintergrund tritt. Wer sich dieser Verantwortung stellt, kann generative KI so einsetzen, dass sie Nähe nicht mindert, sondern stärkt.

Mann im Rollkragenpullover im Portrait

Marten Neelsen ist Expert Lead Corporate Communications im Brand Team von IBM iX. Dort plant und realisiert er Kampagnen für Konzerne und Mittelstand. Seine Leidenschaft: neue Technologien und Ideen in Maßnahmen übersetzen, die Medien und Mitarbeitende begeistern.


Interesse geweckt?
In unserem beyond Magazin finden Sie diesen und viele weitere Artikel zum Thema „KI in der IK“.

1 https://www.zeit.de/kultur/2023-01/chatgpt-gpt-ki-kunst-kultur-midcult
2 https://www.faz.net/pro/digitalwirtschaft/kuenstliche-intelligenz/generative-ki-im-journalismus-texte-erstellen-und-informationen-suchen-stehen-im-vordergrund-19733457.html

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