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Working from home: Learnings aus der Corona-Zeit

Working from home: Learnings aus der Corona-Zeit
Bild: Unsplash

Clarissa Haller, Head of Corporate Communications von Siemens, schildert uns ihre wichtigsten Erfahrungen und Learnings aus der Corona-Zeit.

Dieses Jahr war bisher schon ganz schön außergewöhnlich, und es wird das wohl auch noch eine Weile bleiben. Das Thema Corona beherrscht nicht nur die Nachrichten, sondern auch unseren Alltag. Es stellt sich die Frage, wie wir die Krise meistern, mit all den Veränderungen umzugehen lernen und dabei noch eine produktive und gute Zusammenarbeit sicherstellen. Und außerdem noch genug Energie dafür haben, uns zu überlegen, was wir aus der Krise lernen können. Anbei ein paar Gedanken dazu.

1. Es gibt noch viel mehr Wege zur Kommunikation, als wir denken

In der aktuellen Situation arbeiten die meisten von uns aus dem Home Office. Bei Siemens ist das im Prinzip nichts Neues: Unsere Mitarbeiter*innen sind natürlich mit modernen Arbeitsmitteln ausgerüstet – Laptop, Firmenhandy, Tablet – die es ihnen ermöglichen, sich ihren Arbeitsort und ihre Arbeitszeiten relativ frei auszusuchen. Und natürlich sind wir es durch den Austausch mit internationalen Kolleg*innen gewohnt, Meetings virtuell abzuhalten. Trotzdem findet ein wichtiger Teil der Kommunikation im normalen Alltag persönlich statt, sei es in Meetingräumen, auf dem Gang oder in der Büroküche. Nun fehlt dieser wichtige Teil komplett – und so ist es ist wichtig, andere Optionen zu finden, um auch informell im Kontakt zu bleiben. Bei Siemens nutzen wir unterschiedliche digitale Tools dazu: Microsoft Teams, Slack, Yammer, Circuit und Zoom sind ein paar davon. Auf Circuit findet zum Beispiel mehrmals am Tag unter dem Titel „Coffee Machine“ ein Meeting statt, in das sich jedes Mitglied des Kommunikationsteams einwählen kann – einfach, um zu hören, wie es den anderen geht, oder laut zu denken, wenn man Input oder Feedback braucht. Mit dem täglichen Newsroom-Meeting, regelmäßigen Webcasts und „Ask-me-anything“-Formaten bleiben wir miteinander verbunden oder versuchen, einander neue Denkanstöße zu geben. Außerdem scheinen – was die Klickraten angeht – Podcasts oder Videos im Moment so beliebt wie noch nie zu sein. Wir erleben, dass es ein großes Bedürfnis gibt, miteinander im Kontakt zu bleiben.

2. Team Building ist trotz Social Distancing möglich

Doch nicht nur die Kommunikation zu beruflichen Themen ist wichtig. Auch der persönliche Kontakt darf nicht zu kurz kommen; ist insbesondere für Kolleg*innen, die alleine leben, vielleicht sogar noch wichtiger als sonst. „Coffee Maschine“ habe ich schon genannt – und viele Kolleg*innen verabreden sich auch nach Feierabend über Microsoft Teams, um gemeinsam ein Glas Wein zu trinken oder sogar virtuelle Games zu spielen. So kommt auch das Teambuilding und Networking nicht zu kurz und man lernt einander vielleicht sogar besser kennen, als man dies im Büro getan hätte.

Weiterhin haben wir noch mehr Termine mit den Kolleg*innen rund um den Globus aufgesetzt, um einen Erfahrungsaustausch und Best Practice Sharing rund um COVID-19 möglich zu machen. Dies hilft uns enorm bei der Abstimmung unserer Aktivitäten, aber auch bei der Generierung neuer Ideen und Ansätze für unsere Arbeit. Mein persönlicher Eindruck ist, dass wir als globales Team insgesamt noch nie so eng miteinander verbunden waren.

3. Vertrauen ist unser wichtigstes Asset

Die veränderten Arbeitsumstände bedeuten für die Mitarbeiter*innen auf der einen Seite größere Freiheiten, aber auch eine höhere Verantwortung. Wenn der Arbeitsweg aus gerade einmal fünf Metern vom Frühstücks- zum Schreibtisch besteht, bedeutet das viel Zeitersparnis. Gleichzeitig werden Transparenz und Vertrauen viel wichtiger, weil nur noch das Ergebnis zählt und sichtbar ist, nicht mehr der Aufwand, den jemand investiert hat, indem er gut sichtbar für alle den Tag vor dem Computer im Büro zugebracht hat.

Für die Mitarbeiter*innen bedeutet dies zu zeigen, dass sie mit der neuen Eigenverantwortung und Freiheit diszipliniert umzugehen wissen. Für die Führungskräfte heißt es, loszulassen und Vertrauen zu üben, aber auch zu spüren, wenn jemand Unterstützung braucht, und diese dann auch aktiv anzubieten.

Darüber hinaus haben Kolleg*innen, die auch Eltern sind, die schwierige Aufgabe, Kinderbetreuung, Heimunterricht, Haushalt und Job unter einen Hut zu bekommen, und können nicht permanent online sein. Vielleicht können diese Kolleg*innen eher frühmorgens oder später am Abend präsent sein. Diese Flexibilität müssen die Führungskräfte so gut wie möglich gewährleisten. Klare Strukturen, Zuständigkeiten und bei Abweichungen vom normalen Zeitplan im Büro auch klar kommunizierte andere Arbeitszeiten im Home Office erleichtern die Situation und helfen dabei, dass keine Erwartungen enttäuscht werden. So wird in Zeiten Coronas nicht nur die Digitalisierung vorangetrieben, sondern auch der Kulturwandel im Team, hin zu neuen Formen der Zusammenarbeit, hin zu einem anderen, flexibleren Miteinander.

4. Fokus fördert Kreativität

Corona zeigt uns auch, dass nicht alle Meetings, die es schon immer gab, wirklich nötig sind. Wenn neue Themen durch die Krise Priorität bekommen, muss man entscheiden, was man eben nicht mehr tut. Alles geht nicht. Und dann stellt man vielleicht fest, dass es das eine oder andere Projekt oder Meeting oder Thema gar nicht mehr braucht. Das eröffnet wiederum Raum für neue Ideen. Gleichzeitig hilft Fokussierung dabei, bekannte Themen aus anderen Blickwinkeln zu betrachten und neue Aspekte zu finden.

5. Sich auf die neue Situation einlassen

Je nach Arbeitsinhalt und -ausprägung hat Corona unterschiedliche Auswirkungen auf die Arbeitsbelastung der Kolleg*innen. Einige sagen, sie würden den ganzen Tag nur noch in Calls und virtuellen Meetings verbringen und hätten kaum noch Zeit für Sacharbeit. Andere sagen, sie hätten den Eindruck, als hätte jemand in ihrem sonst so hektischen Arbeitsleben einfach mal auf die Pausentaste gedrückt.

Wichtig ist es, die neue Situation anzunehmen und zu versuchen, das Beste daraus zu machen. Die Zeiten werden schon wieder anders werden! Für die, die eher zu viel zu tun haben, heißt das, auch Dinge abzusagen oder auf später zu verschieben. Homeoffice heißt nicht, rund um die Uhr verfügbar zu sein. Wenn die räumliche Situation das zulässt, klappt man nach seinem Arbeitstag das Laptop zu und geht am besten in ein anderes Zimmer. Für diejenigen, die auf einmal eher zu viel Zeit haben, ist dies eine gute Gelegenheit, Neues zu lernen – schon immer wollte man Zeit dazu haben, neue Tools auszuprobieren oder einen Blogpost zu einem Thema zu schreiben – nun ist die Gelegenheit endlich da. Darüber hinaus gibt es sicher viele Kolleg*innen, die dankbar dafür sind, wenn ihnen Hilfe angeboten wird.

Corona bringt neben vielen Nachteilen also auch einige Vorteile mit sich. „Never let a good crisis go to waste.“, sagte Winston Churchill. Es ist unsere Aufgabe, aus dieser Situation nicht nur das Beste, sondern etwas Neues zu machen – idealerweise etwas, das Bestand hat.

Clarissa Haller

Clarissa Haller ist seit Juli 2016 Head of Group Communications bei der Siemens AG in München. Sie studierte in München Germanistik, Kunstgeschichte und Amerikanistik. Sie arbeitete als Journalistin bei der Zeitung und beim Rundfunk, bevor sie in die Kommunikation wechselte. Von 1989 bis 1995 war sie in verschiedenen Kommunikationsfunktionen, zuletzt als Leiterin PR, bei der Daimler-Benz Aerospace AG (heute Airbus AG) tätig. Von 1995 bis 2001 leitete sie die Unternehmenskommunikation der Bahlsen KG in Hannover, danach arbeitete sie von 2001 bis 2006 als Global Head of Communications bei Roche Diagnostics in Basel. Von 2006 bis 2014 verantwortete sie die globale Kommunikation bei ABB Ltd. in Zürich, in derselben Funktion war sie von 2014 bis 2015 bei der Credit Suisse AG, Zürich. Clarissa Haller verfügt über besondere Expertise im Bereich Corporate Repositioning und Reputationsmanagement sowie bei der Digitalisierung der Kommunikationsfunktion.

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