Digitale Transformation
3.-5. Juni 2024 | Frankfurt 📣 Jetzt anmelden 📣
Digitale Transformation
3.-5. Juni 2024 | Frankfurt 📣 Jetzt anmelden 📣

Studie: politische Haltung und die neue Rolle der internen Kommunikation

politische Haltung
Bild: Unsplash

Kommunikator*innen wünschen sich mehr politische Haltung in der Unternehmenskommunikation. Kein Wunder, Unternehmen sind nicht entkoppelt von gesellschaftlichen Diskursen. Sie und ihre Belegschaften sind ein Ausschnitt unserer Gesellschaft. Doch die Realität zeigt, dass es nicht ganz einfach ist, Haltung in der organisationsinternen Kommunikation zu beweisen.

„Wenn der Trump mit seinen Strafzöllen ernst macht, dann gehen hier die Lichter aus. Da könnte die Merkel ruhig mal genauso viel Einsatz zeigen wie für die Flüchtlinge.“ – so oder so ähnlich verlaufen vielfach Gespräche in den Pausenräumen und Kaffeeküchen von Unternehmen. Das Beispiel zeigt: Ganz so trennscharf ist die Abgrenzung von Politik, persönlichen Meinungen und unternehmensrelevanten Neuigkeiten oftmals nicht. Und interne Kommunikation endet nicht mit dem wöchentlichen IK-Newsletter. Auch die Inhalte des Flurfunks und der Mitarbeiter-Postings im neuen Social Intranet zählen zur internen Kommunikation.

Kommunikator*innen wollen mehr politische Haltung

Doch wie sollte die institutionalisierte Kommunikation von Organisationen mit politischen Themen umgehen? Kann und darf sie den Diskurs verbieten – oder sollte sie ihn vielleicht sogar initiativ führen? In einer gemeinsamen Kurzstudie befragten SCM und JP|KOM 117 Kommunikator*innen rund um das Thema Haltung und die neue Rolle der internen Kommunikation im digitalen Zeitalter.

Die Ergebnisse überraschen in ihrer Deutlichkeit: Mit 59,1% wünscht sich eine klare Mehrheit der Befragten eine politische Haltung ihres Unternehmens gegenüber der internen Betriebsöffentlichkeit. Wenn es um eine politische Haltung gegenüber der externen Öffentlichkeit geht, ist das Ergebnis ähnlich, wenn auch nicht ganz so deutlich: 50,4% der Befragten plädieren hier für eine politische Haltung ihres Unternehmens. Das ist mutig, zumal erst kürzlich eine bevölkerungsrepräsentative Studie von JP|KOM und CIVEY zeigte, dass knapp 60% der potenziellen Kund*innen erwarten, dass Unternehmen sich neutral verhalten. Interessant ist auch, dass es bei unserer Pulsbefragung trotz des klareren Ergebnisses für eine Haltung in der internen Kommunikation (vs. in der externen Kommunikation) einen größeren Anteil Unentschlossener unter den Befragten gibt (intern 17,4% vs. extern 13,7%).

Anspruch und Wirklichkeit: Nicht immer wird der Wunsch nach Haltung erfüllt

Doch nicht viele werden dem artikulierten Anspruch in der Praxis auch gerecht: Extern äußern sich 66,4% nicht zu politischen Themen, intern sind es 60%. Auf der anderen Seite fassen intern immerhin 40% der Befragten das heiße Eisen an. Inwiefern hier allerdings tatsächlich eine klare Haltung bezogen wird, bleibt unklar. Denkbar wäre auch, dass ein großer Teil dieser 40% politische Themen anspricht, ohne sich dazu klar zu positionieren. Ein Problem: Interne Kommunikation tut sich generell schwer mit unbequemen Themen – 70,9% geben an, solche Dinge selten oder sehr selten zu thematisieren. 28,2% thematisieren nach eigener Aussage häufig unbequeme Themen. Sehr häufig werden diese nur in knapp 1% der Fälle zur Sprache gebracht.

Wichtig ist Haltung aus Sicht der Befragten vor allem bei internen Themen wie Veränderungsdruck (55,6%), Neuorganisation (51,3%), Werte als solche (51,3%) und Innovationsdruck (47,9 %). Zudem nennen 23,9% der Befragten hierzu auch Fehlerkultur als Stichwort. Weiterhin werden Umgang mit Modernisierungsverlierer*innen und drohender Stellenabbau (je 5,1%) sowie Fehlverhalten / Missmanagement von Führungskräften (1,7%) genannt. Externe Themen, deren Bearbeitung in besonderer Weise Haltung erfordert, sind vor allem die Digitalisierung mitsamt ihren Auswirkungen auf Unternehmen und Belegschaft (68,2%), Wirtschaftspolitik (24,3%), internationale Handelsbeziehungen (18,7%) und Preisdruck durch harten Wettbewerb (17,8%). Darüber hinaus nennen die Befragten den Wahrheitsgehalt von Informationen und Quellen (15%), die Lieferung von Produkten in umstrittene Länder (7,5%) und Korruption (4,7%).

Im Einklang mit sich selbst?  – Kommunikator*innen sind gespalten

Doch was, wenn die persönliche Haltung und die Vorstellungen des Unternehmens divergieren? Die gute Nachricht: Über die Hälfte der befragten Kommunikator*innen schaffen es, beruflich im Einklang mit ihren persönlichen Wertvorstellungen zu handeln. Knapp 40% der Befragten gelingt dies jedoch nur zum Teil und 10,3% zu selten. Gerade bei Kommunikationsverantwortlichen kann dies zum Problem für das Unternehmen werden, denn die Glaubwürdigkeit der Unternehmenskommunikation steht und fällt mit der Authentizität ihrer Akteure.

Jedoch macht sich die Übereinstimmung des eigenen Handelns mit der individuellen Haltung nicht nur an Inhalten fest. Auch das Selbstverständnis der eigenen Rolle als Kommunikator*in kann mehr oder weniger mit der persönlichen Überzeugung korrespondieren. Und hier ist einiges in Bewegung: Die Zeiten, als Kommunikator*innen selbst im Wesentlichen als Sender wichtiger Unternehmensbotschaften fungierten, sind längst vorbei. Somit ist es häufig auch an Anderen im Unternehmen, Haltung zu beweisen. Die Rolle der institutionalisierten internen Kommunikation ist im Wandel: 32,8% sehen sich heute vor allem als „Moderator“ (Positionen vermitteln, Debatten anzetteln und leiten), 24,1% als „Fixstern“ (Orientierung geben) und 16,4% als „Führungskräfte-Flüsterer“ (Werben für offene, transparente Kommunikation auf der Führungsebene). Und auch die Funktion als „Animateur“ (Wir-Gefühl stärken, Konflikte entschärfen) ist für 13,8 % unserer Studienteilnehmer*innen ein wichtiger Aspekt. Die Rolle als „Prediger“, der beim Enablement von Mitarbeitenden zu VUCA hilft und unterstützt, ist aus Sicht der Befragten von untergeordneter Bedeutung (3,5%).

nach oben