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Toolbox-Kolumne, Teil 15: Besser zuhören – mit zwei Workhacks leicht gemacht

Besser zuhören – mit zwei Workhacks leicht gemacht
Bild: Unsplash

Einander besser zuhören – haben Sie und Ihre Organisation diesen Vorsatz für 2022 gefasst? Falls ja, empfehle ich Ihnen zwei Workhacks, die das Zuhören leichter machen.

Sie haben sich in meiner Praxis als Mini-Methoden bewährt, auch wenn der Gedanke dahinter im ersten Moment eigenartig erscheint: Menschen hören aufmerksamer zu, wenn Gleichheit beim Sprechen herrscht – bei der Anzahl der Wortmeldungen und der Redezeit. Die Gesprächsteilnehmenden erhalten also alle der Reihe nach das Wort und die gleiche Zeit zum Sprechen – unabhängig von der Hierarchiestufe oder dem intro- oder extravertierten Temperament.

Die Wirkung dieser beiden kleinen Methoden ist wirklich verblüffend: Die Gleichwertigkeit aller Wortbeiträge sorgt für Entspannung und Raum, um aufmerksamer und wertschätzender zuzuhören. Ein Austausch entsteht, der Sicherheit bietet und Vertrauen stärkt. Gleichzeitig holen Sie alle Stimmen der Teilnehmenden in den Raum. Neue Perspektiven und Ideen können entstehen.

Mache ich Sie neugierig? Die beiden Hacks sind schnell erklärt, leicht zugängig und lassen sich unkompliziert ausprobieren.

Die Runde

Der erste Hack heißt ganz einfach „Die Runde“. Wer supervisorisch arbeitet, kennt sie sicherlich.

So geht es:

  • Sie brauchen zu Beginn eine konkrete Fragestellung, zu der gesprochen und zugehört werden soll: Das kann zum Beispiel sein: „Wie schaffen wir es, den unterschiedlichen Bedürfnissen in hybriden Meetings gerecht zu werden?“ Eine Frage, wenn der Kommunikationsprozess stockt, könnte auch sein: „Was brauchen Sie gerade in dieser Situation, um weiterarbeiten zu können?“
  • Allen Gesprächsteilnehmenden wird die gleiche Redezeit zugestanden. Zwei Minuten pro Person haben sich in meiner Praxis bewährt. Eine Moderation ist hilfreich, um die Zeit im Blick zu haben.
  • Eine erste, freiwillige Person ergreift das Wort und beginnt zu sprechen. Falls sie innerhalb der zugestandenen Zeit nichts mehr mitzuteilen hat, schweigt sie. In der Stille arbeitet unser Gehirn gut, und neue Gedanken können entstehen.
  • Die Zuhörer:innen unterbrechen den Redefluss nicht und schenken volle Aufmerksamkeit. Auch werten sie Beiträge weder positiv noch negativ. Verständnisfragen sollten nur dann zugelassen sein, wenn keine Diskussion daraus erwächst. Und vor allem: Halten Sie die Stille aus, sollte sie entstehen. Das braucht etwas Disziplin.
  • Ist die Sprech- bzw. die Hörzeit vorbei, erhält die nächste Person das Wort. Das Vorgehen wiederholt sich, bis alle gesprochen haben.
  • Nach Abschluss der Runde kann im Plenum ein gemeinsames Fazit gezogen oder über das weitere Vorgehen abgestimmt werden.

Noch zwei Tipps:

  • Normalerweise besteht Freiwilligkeit. Möchte ein:e Teilnehmer:in also nichts sagen, kann sie/er passen. Ob dies sinnvoll ist oder jede Person doch einen Beitrag leisten sollte, kann im Vorfeld mit allen Anwesenden geklärt werden.
  • In meiner Praxis haben sich übrigens zwei Runden nacheinander bewährt. So kommt noch mehr Ruhe und Fokus in den Hör- und Sprechprozess. Frische Gedanken entstehen leichter.

Thinking Pair

Die zweite Methode habe ich vor Jahren von der amerikanischen Kommunikationsberaterin Nancy Kline übernommen. Sie funktioniert ähnlich: Hier gibt es allerdings den Unterschied, dass nicht die komplette Runde zuhört. Es bilden sich Untergruppen mit jeweils zwei Personen („Pair“), die gemeinsam zuhören bzw. sprechen. Als Sprech- bzw. Hörzeit sind 5 Minuten pro Person üblich. Abweichungen sind natürlich möglich.

Eine Person beginnt und spricht oder denkt schweigend nach. Die andere Person hört zu und macht nichts – außer Aufmerksamkeit zu schenken. Auch hier gilt: Keine Unterbrechungen, keine negativen oder positiven Wertungen und Stille aushalten. Nach Ablauf der ersten Redezeit findet ein Wechsel statt. Zum Abschluss können die beiden Gesprächspartner:innen ein kurzes Fazit ziehen, z. B. zu der Wirkung der Methode oder zu Erkenntnissen, die im Plenum geteilt werden sollen.

Und noch ein Hinweis: Dieser Hack funktioniert nicht nur in einer Gruppe, sondern natürlich auch, wenn Sie „nur“ zu zweit zusammenkommen.

Kultur des Zuhörens fördern

Testen Sie diese Methoden doch in Ihrer nächsten Teamsitzung oder in einer Projektbesprechung aus. Wenn Sie von der Wirkung überzeugt sind: Berichten Sie anderen in Ihrer Organisation. Stoßen Sie so eine Diskussion und erste Schritte zu einer Kultur des Zuhörens an.

Ich wünsche Ihnen für 2022 viel Erfolg und Leichtigkeit beim Zuhören.

Ulrike Führmann berät und begleitet Unternehmen und Organisationen auf ihrem Weg zu einer wirkungs- und sinnvollen internen Kommunikation, zur Veränderungs- und Teamkommunikation sowie zur Organisationskultur. Sie ist zertifizierte PR- und Change-Managerin, systemische Organisationsentwicklerin (SG) und systemische Supervisorin und Coach (DGSv/SG). Für den INKOMETA-Award für erfolgreiche interne Kommunikation sitzt sie in der Finaljury. Zusammen mit Klaus Schmidbauer hat sie die Praxisbücher „Interne Kommunikation mit Weitblick“ und „Wie kommt System in die interne Kommunikation?“ veröffentlicht. Regelmäßig schreibt sie auf ihrem IK-Blog zu Trends und Themen der internen Kommunikation.

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