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Toolbox-Kolumne, Teil 17: Lösungen auf dem Kopf finden – kreativ und spielerisch

Lösungen auf dem Kopf finden – kreativ und spielerisch
Bild: Unsplash

Knabbern Sie schon länger an einem Kommunikationsproblem herum? Dann sind Sie hier richtig. Ich stelle Ihnen heute eine meiner Lieblings-Kreativitätsmethoden vor: die Kopfstand-Methode. Mir ist sie auch schon unter dem Namen Flip-Flop- oder Umkehr-Methode begegnet.

Mit der Kopfstand-Methode verkehren Sie Ihre Aufgabenstellung ins Gegenteil und können so spielerisch neue Einsichten und Lösungen gewinnen. Sie macht sich den Umstand zu Nutze, dass wir Menschen (evolutionär bedingt) schnell auf das Negative blicken.

Kennen Sie diese Methode bereits? Dann springen Sie gleich zum vorletzten Absatz. Ich schildere Ihnen eine Spielart.

Denken. Lachen. Machen.

Die Methode ist zügig erklärt und eignet sich für eine Gruppengröße von drei bis sieben Personen. Sie kann auch für (schriftliche) Einzelarbeit genutzt werden, wobei es mehr Spaß macht, die Kopfstand-Gedanken zu teilen und gemeinsam darüber zu lachen.

1. Schritt: das Problem

Sie brauchen zunächst ein Problem, an dem Sie arbeiten wollen. Die Kopfstand-Methode eignet sich für Situationen, für die Sie bereits länger vergeblich eine Lösung suchen. Oder auch für Probleme, bei denen die bisherigen Maßnahmen nicht gewirkt haben.

Zum Beispiel ist der Freigabeprozess durch die Vorständin für Meldungen in der Newslist immer noch zäh. Oder Besprechungen laufen regelmäßig trotz Agenda oder Time-Box zeitlich aus dem Ruder und sind monoton und langweilig.

2. Schritt: das Problem (weiter) gegen die Wand fahren

Verschärfen Sie nun gedanklich Ihr Problem und fragen Sie sich, was Sie tun müssen, damit eine Lösung auf keinen Fall gelingt.

Für den Freigabeprozess könnte die Frage lauten: „Was müssen wir tun, um den Freigabeprozess noch weiter in die Länge zu ziehen?“ Oder im Beispiel zu den Besprechungen: „Was sollten wir tun, um aus den Besprechungen gar nicht mehr herauszukommen und uns zu Tode zu langweilen?“

3. Schritt: Das Haar in der Suppe finden

Nun stehen alle Kopf – gedanklich. (Wer sich einen „richtigen“ Kopfstand zutraut, nur zu!). Werden Sie richtig, richtig negativ. Aktivieren Sie Pessimismus, Zynismus und schwarzen Humor.

Alle negativen und schrägen Ideen werden der moderierenden Person zugerufen, die sie notiert. Hier gelten die üblichen Moderationsregeln: Alles ist willkommen und wird im Moment nicht bewertet. Verständnisfragen können erlaubt werden. Ich finde jedoch, dass sie den Spaß in dieser Phase nehmen und den „Ideenflow“ unterbrechen. Klären Sie am besten zu Anfang die Regeln.

Nach ungefähr 15 bis 20 Minuten tröpfeln Ideen erfahrungsgemäß nur noch spärlich. Machen Sie eine kurze Bewegungspause und starten Sie eine erneute, kleine Runde. Lassen Sie sie nicht aus Zeitgründen weg: In der zweiten Runde purzeln oft noch erstaunlich tolle Ideen.

4. Schritt: Auf den Füßen landen

Nun geht es darum, aus den Flip-Flop-Ideen Maßnahmen zu entwickeln. Dafür werden die einzelnen Gedanken zurück in die Wirklichkeit geholt.

Für den Freigabeprozess könnte dies zum Beispiel so aussehen: Ein Kopfstand-Gedanke war, die Vorständin in Dauerurlaub zu schicken. Nun entsteht der Vorschlag, sie zu überzeugen, auf den Freigabeprozess zu verzichten. Dabei werden ihr die Vorteile aufgezeigt, die für die Kommunikation entstehen (u. a.: Die Mitarbeitenden erhalten tatsächlich „News“ und nicht abgestandene Informationen). Gleichzeitig wird auf ihr Bedürfnis nach Kontrolle eingegangen und mit ihr diskutiert, in welchen Ausnahmefällen sie eingeschaltet werden möchte.

Für den Besprechungsprozess war die Kopfstandidee, dass nur Themen besprochen werden, die lediglich zwei Personen betreffen. Alle anderen Personen müssen die komplette Meetingzeit zuhören und regungslos still sein. Daraus entwickelt sich jetzt der Vorschlag, dass Themen, die nur zwei Personen betreffen, bilateral im Anschluss und nicht mehr im Meeting geklärt werden.

5. Schritt: Willkommen in der Realität

Damit entwickelte Ideen auch den Weg in die Realität finden und nicht nur auf schön geschriebenen Post-its verkümmern, wird in der letzten Runde das Verhältnis von Aufwand und Nutzen überprüft und eine Rangfolge erstellt. Die Top 3 sollten mit Verantwortlichkeiten, Zeitaufwand und Anfangs- und Enddatum versehen werden. Die Umsetzung kann starten.

„Spaßbremse“ in der Moderation

Manchmal entgleitet die Atmosphäre so ins Alberne, dass keine brauchbaren Ideen entstehen. Hier muss die moderierende Person mit Fingerspitzengefühl bremsen – nicht zu früh und nicht zu spät. Das ist eine (Handwerks-)Kunst.

Im Reflecting Team zu neuen Ideen

Ich hatte Ihnen zu Anfang eine Spielart versprochen: Sie können Ideen in einem Reflecting Team austauschen. Drei oder mehr Personen (das hängt von der Gruppengröße ab) tauschen sich in einem Innenkreis über die Kopfstand-Problemstellung aus. Je genüsslicher und fieser – umso besser.

Die anderen Personen sitzen in einem Außenkreis, hören zu und fischen sich das heraus, was sie besonders anspricht. (Falls Sie sich gerade an die Methode „Fish Bowl“ erinnert fühlen, haben Sie recht: Elemente werden hier genutzt.) Alles Wichtige und Interessante wird notiert. Das Gespräch im Reflecting Team dauert so lange, bis keine neuen Ideen mehr auftauchen. Danach berichten die Personen im Außenkreis, was sie herausgehört haben. Setzen Sie den Prozess mit der „Landung auf den Füßen“ fort. Springen Sie dafür zu Schritt 4.

Neue Wege finden

Probieren Sie diese Methode am besten kurz selbst aus. Sie werden erleben, wie sich Denkblockaden auf spielerische Art lösen. Und neue Wege für Kommunikationsprobleme sichtbar werden.

Ich wünsche Ihnen eine kreative Zeit und einen schönen Sommer.

Ulrike Führmann berät und begleitet Unternehmen und Organisationen auf ihrem Weg zu einer wirkungs- und sinnvollen internen Kommunikation, zur Veränderungs- und Teamkommunikation sowie zur Organisationskultur. Sie ist zertifizierte PR- und Change-Managerin, systemische Organisationsentwicklerin (SG) und systemische Supervisorin und Coach (DGSv/SG). Für den INKOMETA-Award für erfolgreiche interne Kommunikation sitzt sie in der Finaljury. Zusammen mit Klaus Schmidbauer hat sie die Praxisbücher „Interne Kommunikation mit Weitblick“ und „Wie kommt System in die interne Kommunikation?“ veröffentlicht. Regelmäßig schreibt sie auf ihrem IK-Blog zu Trends und Themen der internen Kommunikation.

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