Susanne Renate Schneider: „KI hat mir das Gefühl gegeben, am richtigen Ort zu sein – sie öffnet Türen und schafft Möglichkeiten.“

Susanne Renate Schneider im weißen Pullover
Bild: Christine Rogge

Als Arbeitspsychologin und Prompt Engineer möchte Susanne Renate Schneider Hürden senken. Im Gespräch verrät sie, wie KI inspiriert, Grenzen braucht und Kommunikator*innen echte Vorteile bringt.

Du bist gelernte Arbeitspsychologin und hast dich vor zwei Jahren als KI-Expertin neu erfunden. Was hat den Ausschlag für »RenateGPT« gegeben?
Ich war schon selbstständig, als die große KI-Welle kam. Technik war eigentlich nie mein Steckenpferd, und zuerst war ich überfordert. Aber dann habe ich gemerkt: Es geht gar nicht um Technik, sondern darum, zu kommunizieren, zu sagen, was man braucht, und passende Ergebnisse zu bekommen. Zum ersten Mal hatte ich das Gefühl, am richtigen Ort zu sein – weil KI Türen öffnet und Möglichkeiten schafft. Mir ist es wichtig, die Hürden zu senken und zu zeigen, wie man KI souverän, aber nicht blind automatisiert nutzt.

Was macht dir an deiner Rolle als Prompt Engineer am meisten Spaß?
Es ist die Mischung. Einerseits Workshops, in denen ich mit Teams arbeite und zeige, wie man richtig promptet. Andererseits Keynotes und Vorträge. Am meisten liebe ich, dass ich so nah an den Anwender*innen bin und direkt sehe, wie KI ihren Alltag erleichtert.

Wie können speziell interne Kommunikatorinnen KI praktisch einsetzen?
Eigentlich überall, wo Text die Grundlage ist: Newsletter, Onboarding-Material, Umfragen oder Ankündigungen. Der schwierigste Moment ist oft das leere Blatt. KI hilft, Struktur und Ideen zu geben. Wichtig ist aber: nicht Copy & Paste. Eigene Worte und das kritische Bewerten gehören dazu. Je klarer der Kontext im Prompt ist – Zielgruppe, Tonalität, Länge – desto besser das Ergebnis. Ein Einzeiler bringt selten etwas.

Wo erlebst du die größten Vorbehalte?
Zum einen bei der Angst, dass sich eingespielte Arbeitsweisen ändern. Da hilft es, konkrete Vorteile zu zeigen – etwa Zeitersparnis bei Aufgaben, die wenig Spaß machen. Der zweite Punkt ist Datenschutz. Viele Unternehmen geben ihren Mitarbeitenden keine klaren Leitplanken, was erlaubt ist und was nicht. Ohne diese Orientierung entstehen Unsicherheiten, die verhindern, dass KI genutzt wird.

Susanne Renate Schneider
Bild: privat

Wenn KI Fehler macht – wer trägt die Verantwortung?
Immer die Menschen. Niemand kann sagen: ChatGPT hat mir das so vorgeschlagen, also bin ich nicht verantwortlich. KI ist ein Sparringspartner, aber kein Ersatz für die eigene Denkleistung. Gerade weil Sprachmodelle oft sehr positiv formulieren, muss man sie auffordern, kritisch zu sein – und die Ergebnisse selbst prüfen.

Macht KI uns kreativer oder klingt am Ende alles gleich?
Wenn man sie oberflächlich nutzt, entsteht Einheitsbrei. Wer jedoch detailliert promptet, bekommt differenzierte Ergebnisse, die man weiterentwickeln kann. Das ist Teil der kreativen Arbeit. KI ist dann wie ein*e Kolleg*in: Sie bringt neue Perspektiven, etwa wenn ich mir Inhalte aus Sicht meiner Zielgruppe bewerten lasse. So entsteht echte Inspiration.

Gibt es Bereiche, in denen KI für dich keine Relevanz hat – oder überraschend doch?
Ja, zum Beispiel mit meinem Motorroller. Ich bin keine Mechanikerin, aber mithilfe einer Schritt-für-Schritt-Anleitung aus ChatGPT habe ich ihn repariert – jetzt kenne ich sogar Begriffe wie Vergaser. Das zeigt für mich: KI macht mich nicht dümmer, sondern schlauer. Natürlich gibt es Bereiche, in denen man vorsichtig sein sollte, etwa bei persönlichen Themen oder wenn Daten anderer Personen im Spiel sind. Da ist Abstand wichtig.

Wie kann KI Inhalte relevanter und personalisierter machen?
Indem man Rollen klar beschreibt. Wenn ich eine Mail vorschreiben lasse, kann ich die eigene Rolle im Unternehmen mitgeben – etwa ob ich Führungskraft oder Teammitglied bin. So lassen sich Texte anpassen, je nachdem, für welche Zielgruppe oder Hierarchieebene sie gedacht sind. Genau diese Kontextinformationen entscheiden darüber, ob eine Botschaft wirklich ankommt.

Welche Fähigkeiten brauchen Kommunikator*innen in Zukunft?Medienkompetenz wird immer wichtiger. Dazu gehört auch Prompten – also zu verstehen, welche Details KI braucht, um gute Ergebnisse zu liefern. Das ist keine Technikfrage, sondern Kommunikationskompetenz. Wer KI klug einsetzt, verbindet Technologie mit menschlicher Bewertung und Haltung.

Welche Entwicklungen sollten Kommunikator*innen im Blick behalten?Spannend ist der Agentenmodus, auch wenn ich skeptisch bin. Automatisierung darf nicht zu blindem Vertrauen führen. Wichtig ist, kleine Schritte zu gehen und den eigenen Umgang mit KI stetig zu reflektieren. Gerade weil die Schlagzeilen täglich neue Funktionen verkünden, fühlt man sich schnell überrollt. Sinnvoller ist es, bei der eigenen Anwendung zu bleiben: Sind meine Ergebnisse noch so gut wie vor ein paar Monaten? Kann ich meine Prompts verbessern? So behält man die Kontrolle – ohne sich unter Druck gesetzt zu fühlen.

Zum Schluss: Besteht im Job die Gefahr, dass KI uns ersetzt?
Nein, solange man sich mit den Tools auseinandersetzt und die eigene Expertise einbringt. Prozesse werden schneller, aber die Bewertung liegt bei uns. Wer versteht, wie KI funktioniert, bleibt gefragt.


      Das ausführliche Gespräch gibt es im Podcast – dort berichtet
      Susanne Renate Schneider, wie Oma Renate KI ausprobiert, über den EU-AI Act und Superintelligenz.

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