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Taktierst du noch oder kommunizierst du schon?

Bild: shironosov/Canva

Immer wieder scheitern Kommunikationsformate an den Kommunizierenden selbst. Offen, persönlich und klar Perspektiven einzubringen, scheint für viele Menschen schwierig zu sein. Mehr Schein als Sein, hat nicht zuletzt durch Social Media auch in der Kommunikation oftmals die Oberhand. Kulturwandel und Neues erschließen sich aber nur im Miteinander teilen und im dialogisch geführten Prozess.
Perspektiven einbringen benötigt Kommunikationskompetenz, die auf einem ausgeprägten Verständnis für die eigenen inneren Prozesse basiert. Hier liegen große Potenziale für die erfolgreiche Wirkung der internen Kommunikation sowie die Sinnhaftigkeit des eigenen kommunikativen Handelns und Wandelns. Und ganz besonders bei einem Blick auf Kommunikation im Kontext der Zukunft von Arbeit wird klar, dass hier immer mehr persönliche Kompetenz notwendig wird.

Jahresauftakt auf LinkedIn

Das Business-Netzwerk ist immer wieder ein interessanter Orientierungspunkt für Kommunikationstrends und -strömungen. Zum Jahresstart fiel mir auf, dass viel darüber diskutiert wurde, LinkedIn wieder aktiver, echter und besser zu nutzen. Es ging im Kern darum, zukünftig zu einer breiteren Teilhabe und Sichtbarkeit aller Netzwerkteilnehmenden zu finden – auch um wieder „mehr Social in Social Media“ zurückzubringen.

Diese Auseinandersetzung auf LinkedIn finde ich positiv. Und sie drückt meiner Meinung nach eine weit verbreitete Sehnsucht danach aus, dass Menschen kommunizieren, wofür sie stehen und was sie an Einfällen in sich tragen. Weil wir es für ein menschliches Miteinander brauchen. Ob es ein Trend ist, der sich auf LinkedIn durchsetzt oder nur eine Absicht zu Jahresbeginn bleibt – wir werden sehen. Dieses Thema ist in Unternehmen aber auch ein wichtiger Faktor. So geht es beispielsweise immer wieder darum, in der Social-Intranet-Vernetzung sowie in unterschiedlichen Meeting- und Austauschformaten hin zu einem offenen Mit-teilen zu finden, das Neues fördert, fordert und befördert. Und das ist nicht so einfach.

Kommunikation hat für Einzelne und Unternehmen eine hohe strategische Bedeutung, darf aber durch zu viel strategisches Denken – ggfs. gepaart mit der Illusion, mithilfe von Technologieentwicklung Interaktionsprobleme zu lösen – nicht den Menschen verlassen und verpassen. Ich weiß aus vielen Kommunikationscoachings und natürlich auch aus meinen eigenen Kommunikationserfahrungen, dass es selbst für extrovertierte und versierte
Kommunikator*innen schwierig sein kann, in komplexen Umfeldern und
unternehmenspolitischen Gemengelagen stimmig zu kommunizieren.
Da kommt mir immer wieder Prof. Schulz von Thun in den Sinn: „Willst du ein guter Kommunikator sein, dann schau auch in dich selbst hinein.“ Besonders in einer Welt, die immer komplexer wird, werden wir mehr von wahrhaftigen Perspektiven profitieren als von geschönten Ideal-Profilen.

Kommunikation: ein Dauerbrenner

Seitdem Kommunikation immer mehr als treibender Faktor an allen Ecken und Enden des kontinuierlichen Wandels stattfindet, hat sie besonders intern noch mehr an Bedeutung gewonnen. Und: Ist sie besser geworden? Eine Professionalisierung ist definitiv da. Die von mir in anderen Beiträgen und in der Praxis angeregte und begleitete Weiterentwicklungsnotwendigkeit – auch in engster Verbindung mit HR – läuft mancherorts.
Vielerorts erlebe ich in der internen Kommunikation aber immer noch zu sehr Ad-hoc-Modus und zu wenig Treiberfunktion in unternehmensstrategischen Themen.

Faszinierend ist, dass schon seit jeher Unternehmen zu mir sagen: „Bei der Kommunikation ist bei uns noch Luft nach oben.“ Es bezeugt einen Dauerbrenner, der in Ergänzung zum Kommunikationsmanagement zukünftig noch viel mehr bei den Menschen ansetzen muss.
Die grundsätzliche Professionalisierung der IK wird auch in diesem Jahr weitergehen. Das Rad wird auch 2024 nicht komplett neu erfunden werden und dennoch ist es interessant, welche Trends uns besonders beschäftigen sollten.

Kommunikation und Future-of-Work-Dimensionen

Interne Kommunikation ist äußerst wichtig für die Zukunft der Arbeit. In einer sich ständig verändernden Geschäftsumgebung, geprägt von Digitalisierung, Globalisierung und zunehmender Komplexität, spielt die interne Kommunikation und Netzwerkbildung eine entscheidende Rolle für den Erfolg von Organisationen.

Dabei stecken Unternehmen mitten im Prozess, die Zukunft der Arbeit zu gestalten. Technischer oder menschlicher? Idealerweise beides. Aktuell kratzen wir an der Oberfläche, wenn wir uns mit hybriden Formen der Arbeit beschäftigen, denn dahinter liegt ein neues Verständnis, wie Vertrauen, soziale Systeme und Interaktionen zukünftig funktionieren. Ein offen geführter Dialog und laufende Partizipations- und Reflexionsformate unterstützen hier den Ausgestaltungsprozess.

Netzwerke haben die strategische Aufgabe, die kollektive Intelligenz aller zu nutzen, um so Innovationszyklen zu beschleunigen. Hier liegt sowohl im nach Innen gerichteten Netzwerk, aber auch über die Unternehmensgrenze hinaus ein großes Explorationspotenzial.
Zudem wird die Veränderung zu einem konstanten und integrierten Bestandteil des Alltags in Unternehmen. Organisationen erleben sich derzeit an vielen Stellen in einer ständigen Übergangsbewegung. Dies kann zu großer Ermüdung, Verwirrung und Desorientierung führen. Zukunftsorientierung bedarf auch Stabilität, die unter anderem in klaren Werten liegt. Eine wertestabile Kommunikation, die Orientierung gibt und Menschen verbindet, wird wiederum im offen geführten Dialog angeregt. Im Mittelpunkt wird auch zukünftig der Mensch stehen. So formuliert das Zukunftsinstitut als einen der 13 Zukunftstrends der Arbeit die „Human-To-Human-Experience“ und beschreibt damit „den wachsenden Bedarf und das Bestreben von Menschen, authentisch und bedeutsam mit andern zu interagieren, selbst in einer digital vernetzten Welt.“

Die kurz skizzierten Themen tragen erkennbar viel Kommunikation in sich und fordern diese auf prozessualer und individueller Ebene.

Anstatt Taktik-Talk: mehr individuelle Kommunikationskompetenz

Wir brauchen individuelle Kommunikationskompetenz, die sich von Innen nach Außen entwickelt, wenn wir eine authentische und perspektivenreiche Netzwerkkommunikation erreichen wollen. Q&A- und Ausdrucksmanagement waren gestern. Wer heute Verantwortung übernehmen will, kommt um eine ausgeprägte kommunikative Selbstführung nicht herum. Besonders durch die emergierende hybride Arbeits- und Lebenswelt, werden typisch humane Bestandteile von Kommunikation neu betrachtet. Es geht darum, wie sich
zukünftig nachhaltige Beziehungen zwischen virtuellem Raum und Präsenz erfahren und entwickeln werden. Was stärkt menschliche Verbindung und Interaktion? Eine persönliche Auseinandersetzung mit komplexen Zusammenhängen anzuregen ist dabei sehr förderlich.
Daher arbeite ich mit meinen Klientinnen und Klienten in Themen-Coachings und wir richten den Fokus auf bestimmte Explorationsfelder. Daraus entstehen im Coaching-Prozess eine persönliche Haltung zum Thema, natürliche Sprachfähigkeit und Ideen für die stärkste Form von Kommunikation: Rollenvorbild sein.

Die individuelle Kommunikationskompetenz muss zukünftig immer mehr bei der Planung der Organisationskommunikation und des Wandels bedacht werden. Durch die Auseinandersetzung mit persönlichen Entwicklungsfeldern wie bspw. Stärken, Werten und Motiven, entsteht ein differenzierter Kommunikationsausdruck, was wichtiger Treiber für Vernetzung, Kommunikationskultur und einen gesunden Wandel ist. Denn wer begreift, mit
welchen Stärken und Schwächen, Wertvorstellungen und Glaubenssätzen die eigene Kommunikation in den Autopiloten geht – wer Stress und Emotionen als Treiber des eigenen Ausdrucks wahrnehmen und regulieren kann – wer Dialoge ganz mit Empathie erschließt und begreift, was der eigene konsistente und stimmige Ausdruck ist – der braucht weniger Taktik und Profilmanagement. Der wird zum konstruktiven Teilnehmenden im Netzwerk und Mitgestaltenden des Neuen.

Möge 2024 ein Jahr werden, in dem wir unsere guten Gedanken, Ideen und Ansätze immer besser teilen – für ein gutes Miteinander und einen sinnvollen Selbstausdruck.

Verena Wölkhammer

Prof. Dr. Verena Wölkhammer begleitet seit über 20 Jahren als Beraterin namhafte Kunden unterschiedlicher Branchen und Organisationen (Mittelständler, Konzerne und Startups) in der internen Kommunikation mit Schnittstellen zu Human Relations bzw. People and Culture. Ihre Schwerpunkte sind Entwicklungsprozesse in den Dimensionen Führung, Kommunikation, Zusammenarbeit und Kultur sowie die kontinuierliche Begleitung von Transformation und organisationalem Wandel. Als zertifizierter Business Coach begleitet sie zudem Menschen in tiefgreifenden Veränderungsphasen und bei herausfordernden Zielsetzungen. An der Hochschule Fresenius hat sie eine Professur für Kommunikation und Führung inne.

www.drverenawoelkhammer.de 

www.neuskill.de 

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