Wenn aus Führung Verantwortung wird

Führungskräften fällt in Krisen eine bedeutende Rolle zu. Wie können Sie sich darauf vorbereiten?
Geopolitische Konflikte, Naturkatastrophen, Unfälle, IT-Störungen oder menschliches Versagen – Unternehmen sehen sich einer Reihe von kritischen Situationen ausgesetzt. Ganz gleich ob exogene Einflüsse oder endogene Ursachen, Krisen erzeugen Unsicherheit. Und Mitarbeitende eines betroffenen Unternehmens haben in solchen Situationen ein ausgeprägtes Bedürfnis nach Orientierung. Fehlende oder widersprüchliche Informationen schüren Misstrauen und beeinträchtigen Motivation und Produktivität. Eine effektive interne Krisenkommunikation schafft hingegen im Idealfall Klarheit und stärkt durch Empathie und Transparenz das Vertrauen in die Organisation.
Wachsende Relevanz der internen Kommunikation in Krisensituationen
Lange wurde die interne Kommunikation in Krisen nachranging behandelt. Das hat sich geändert. Die Corona-Pandemie hat hier einen maßgeblichen Beitrag geleistet und verdeutlicht, wie essenziell Kommunikation für Mitarbeitende in schwierigen Zeiten ist. Als Bindeglied zwischen der Belegschaft und der Unternehmensleitung haben Führungskräfte in solchen Situationen eine besondere Rolle. Eine Reduzierung der internen Kommunikation auf reine Informationsvermittlung greift in diesem Fall allerdings zu kurz und wäre in einer Krise ohnehin unmöglich: Das Wesen einer Krise sind fehlende Informationen.
Atmosphäre der Offenheit und Sicherheit
Führungskräfte sollten in Krisensituationen als zentrale Vertrauensinstanzen Orientierung geben, emotionale Sicherheit schaffen und ihre Teams stärken. Es ist ihre Aufgabe, Transparenz über die Lage herzustellen und wesentliche Botschaften authentisch zu vermitteln sowie Sorgen und Fragen der Belegschaft aufzugreifen. Ihnen fällt eine Übersetzungsleistung zu. Sie müssen den Zusammenhang zwischen der Lage des eigenen Teams und der Gesamtsituation des Unternehmens erklären.
In unsicheren Zeiten ist von Führungskräften daher vor allem eines gefragt: Präsenz. Nur durch persönliche Nähe – sei es physisch oder digital – können sie ihre Aufgabe erfüllen und Vertrauen aufbauen. Wer sich den Sorgen der Mitarbeitenden empathisch stellt und regelmäßig Feedback einholt, schafft eine Atmosphäre der Offenheit und Sicherheit.
Wie sich Führungskräfte vorbereiten können
Doch wie können Führungskräfte dieser Verantwortung gerecht werden? Um ihre Rolle in der Krisenkommunikation wirksam auszufüllen, müssen sie sich gezielt vorbereiten. Drei Aspekte sind entscheidend:
- Für Krisensituationen sensibilisieren
Führungskräfte sollten sich regelmäßig mit möglichen Krisenszenarien auseinandersetzen. Nicht nur mit potenziellen Fällen im eigenen Fachbereich, sondern mit unternehmensweiten internen und externen Herausforderungen. Es ist ihre Aufgabe, die Bedeutung einer übergreifenden Krise für das eigene Team und jeden Einzelnen zu übersetzen. Dafür müssen sie ein Verständnis für das große Ganze haben. Der Austausch mit anderen Fachbereichen oder spezielle Sensibilisierungs-Workshops legen hier eine wichtige Basis. Neben fachlichem Wissen stärkt diese Auseinandersetzung auch die eigene Resilienz: Das gedankliche Durchspielen von Szenarien aktiviert im Gehirn ähnliche Prozesse wie eine reale Situation – tritt eine antizipierte Krise ein, wird sie als weniger überraschend wahrgenommen und routinierter behandelt. - Kommunikationskompetenz stärken
Um den eigenen Mitarbeitenden in Krisensituationen gegenüberzutreten, braucht es Kommunikationskompetenz. Neben der zielgruppenspezifischen Vermittlung von Inhalten (Was ist für wen in welcher Ausführlichkeit zu welchem Zeitpunkt wichtig?) spielt auch die nonverbale Kommunikation eine wesentliche Rolle (Wie trete ich auf? Wie sind Körpersprache und Tonfall?). Führungskräfte müssen lernen, komplexe Themen nachvollziehbar zu vermitteln, Unsicherheiten und kritischen Nachfragen zu begegnen und durch Gestik und Mimik sowie aktives Zuhören Empathie zu vermitteln. Diese Fähigkeiten lassen sich durch gezielte Trainings und Praxisübungen verbessern. - Grundlagen der Krisenkommunikation kennen
Führungskräfte sollten mit den Prinzipien der Krisenkommunikation vertraut sein und wissen, wie sich das Unternehmen in Krisensituationen verhält und wie sie in schwierigen Situationen souverän agieren. Dazu gehört ein klares Verständnis der unternehmensweiten Krisenkommunikationsstrategie und der zentralen Botschaften für verschiedene Krisenszenarien. Nur wer die Leitlinien kennt, kann im Ernstfall schnell und effektiv kommunizieren.
Vorsprung durch Krisenprävention
Die beste Krisenbewältigung beginnt mit Prävention. Führungskräfte sollten sich kontinuierlich auf mögliche Herausforderungen vorbereiten – individuell und mit ihren Teams. Organisationen, die ihre Führungskräfte gezielt schulen und unterstützen, stärken nicht nur deren Kommunikationsfähigkeiten, sondern erhöhen auch die Resilienz des gesamten Unternehmens.

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