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Führungskräfte in der KI-Ära: Kommunikation wird zur Kernkompetenz

Bild: Canva

KI übernimmt repetitive Aufgaben, verschafft Führungskräften mehr Zeit und verändert ihre Rolle. Das Zwischenmenschliche rückt ins Zentrum und Entscheidungstragende stehen unweigerlich vor der Frage: Was leiste ich, was KI nicht leisten kann?

KI verändert die Beziehung zwischen Manager*innen und ihren Teams. Sie erschafft eine bislang ungekannte Arbeitsrealität, in der Unternehmen Vertrauen, Verantwortung und Kontrolle neu verhandeln müssen. Diese Transformation braucht Führungspersönlichkeiten, die das Zusammenspiel von Mensch und Maschine aktiv prägen. KI bringt mehr Tempo, Transparenz und innovative Prozesse in Unternehmen und schürt Zukunftserwartungen genauso wie Unsicherheiten. Während einige Mitarbeitende KI als Arbeitserleichterung werten, fürchten andere Jobverlust. Weitsichtige Leader*innen wissen, dass Vertrauen im Dialog entsteht. Moderieren sie KI rein technisch, verlieren sie ihr Team. Begleiten sie ihre Mannschaft auch kommunikativ, verwandeln sie Skepsis in Neugierde und Unsicherheit in Mut, bislang Unbekanntes zu erproben.

Akzeptanz verlangt Statements

Mitarbeitende billigen neue Technologien, wenn sie den Nutzen für ihre tägliche Arbeit erkennen. Manager*innen sind deshalb gefordert, ihrem Team die Vorteile von KI verständlich zu machen und selbst Aufgeschlossenheit vorzuleben. Die zu vermittelnde Botschaft lautet: „KI automatisiert Routinetätigkeiten und schafft Raum für wertschöpfende Arbeit.“

Führungskräfte, die stetig Feedback einholen, Sorgen ernst nehmen und technikaffine Kolleg*innen als KI-Multiplikator*innen einbinden, gewinnen den Glauben ihrer Mitarbeitenden. Aussagen von Peers erscheinen oft verlässlicher als Ansagen von oben. Workshops, Show-and-tell-Sessions und motivierende Erfolgsgeschichten – etwa sinkende Fehlerquoten oder Zeitgewinne – befeuern die Aufwärtsspirale der Akzeptanz zusätzlich.

Vertrauen per Rollenzuweisung

Eine Kernaufgabe von Leadership ist es, die Rollenverteilung zwischen Mensch und Maschine unmissverständlich zu kommunizieren. Botschaften wie „Die KI schlägt Kandidat*innen vor, die Personalabteilung hat das letzte Wort“ oder „Der KI-Assistent entwirft, der Team Lead prüft“ entledigen Mitarbeitende ihrer diffusen Ängste vor Kontrollverlust. Gleichzeitig erinnern Entscheider*innen damit immer wieder an die assistierende Rolle der KI und unterstreichen die Hoheit spezifisch menschlicher Kompetenzen.

Schnitzer in der Anfangsphase sanktionieren Leader*innen nicht, sondern erkennen sie als Lerngeschenke an. So entwickelt sich ein Safe Space, in dessen Rahmen Teams und ihre Führungskräfte gemeinsam das Zusammenspiel mit KI austesten und sich der Technologie Schritt für Schritt annähern. Eine solche Fehlerkultur fördert Zuversicht und erhöht die Lernbereitschaft. Legen Führungskräfte offen, warum KI eingeführt wird und welche Ziele die Organisation damit verfolgt, entziehen sie Spekulationen den Nährboden. Visionen wie „Mithilfe der KI gewinnen wir 20 % mehr Zeit, die wir in kreative Projektarbeit investieren“ wirken wie ein Gipfelkreuz, das Energie für den Aufstieg verleiht.

Wissen ist Macht

Wollen Führungskräfte KI in der Mitarbeiterführung einsetzen, erfordert das zwar nicht den Wissensschatz eines Data Scientist, wohl aber die Fähigkeit, Ergebnisse der KI zu hinterfragen, datenbasierte Empfehlungen mit gesundem Urteilsvermögen zu bewerten und nachvollziehbar zu erklären. Missachtet die Chefetage dieses Gebot, verstößt sie gegen geltendes Recht und den Kodex menschlicher Verantwortung. Ein klares KI-Regelwerk, faire Datenverarbeitung und Bias-Kontrolle sind essenziell, um Diskriminierung vorzubeugen und der Gesetzeslage zu entsprechen. Ohne diese Vorkehrungen riskieren Firmen Compliance-Verstöße und begehen in großem Stil Vertrauensbruch.

Wer im Austausch mit seinem Team demonstriert, wie Algorithmen funktionieren, Halluzinationen entstehen und wo KI an ihre Grenzen stößt, erlangt Glaubwürdigkeit. Genauso verlieren Vorgesetzte den Respekt ihrer Crew, wenn sie ratlos vor einem Chatbot sitzen. Strategisches Denkvermögen und Verantwortungsbewusstsein in puncto Daten- und Persönlichkeitsschutz gestatten sinnvolle Integration von KI in den Arbeitsalltag. Und wer erkennt, dass er oder sie Fortbildung benötigt, wird auch bei seiner Crew proaktiv für Aufbau von KI-Kompetenzen durch Schulungen sorgen.

Die neue Währung heißt Empathie

Da KI Routine- und Analyseaufgaben übernimmt, konzentrieren sich Leitende auf menschliche Stärken. Sie protegieren und animieren Mitarbeitende individuell und wertschätzend, denken strategisch nach vorn, leben Souveränität vor und kreieren Innovationen. Eng bleiben sie an jedem Teammitglied dran und entfalten Maßnahmen zur Festigung der Teamkultur. Empathie, Achtsamkeit, Urteilsvermögen und Kreativität genießen Vorrang gegenüber Organisationstalent oder Zahlenzentriertheit. Agilität und Anpassungsfähigkeit verfeinern das Profil – Technologien ändern sich, und nur wer Lernfreude und Neugier mitbringt, hält Schritt und verdient sich das Vertrauen des Teams. Ethik-Orientierung etabliert sich zum festen Bestandteil von Leadership-Qualifikationen.

Gestalten statt verwalten

Implementierung von KI in die Arbeitswelt verändert auf Langstrecke die Führungsrolle: Entscheider*innen werden von Gestalter*innen abgelöst. Letztere koordinieren, vermitteln Werte und richten den Blick auf fruchtbare Kommunikation. Führungskräfte gebrauchen KI als nützliches Tool und stärken die Eigenverantwortung innerhalb ihrer Mannschaft. Dieser Wandel formt neuartige Leadership-Profile und bestimmt künftig das Miteinander von Managementebene und Mitarbeitenden.

Daniel Salamon ist langjährig erfahrener Management-Diagnostiker mit Top-Management-Schwerpunkt. Er ist Mitgründer von Provimentis, einer auf die Bedürfnisse der Finanzindustrie spezialisierten Personalberatung, und begleitet Banken, Versicherungen, FinTechs sowie andere Finanzdienstleister bei der Besetzung ihrer Top-Management-Positionen. Zudem lehrt er am Institute of Executive Capabilities der Steinbeis-Hochschule sowie an der CBS International Business School.

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