Nutzt Du schon die Kraft, die in der Moderation interner Veranstaltungen liegt?

Moderation ist mehr als ‚ein paar Worte sagen‘ – sie schafft Verbindung. Wer Geschichten erzählt, öffnet Räume für echtes Zuhören und Verstehen.
Stell dir vor, du moderierst in deinem Unternehmen eines der größten Events. Du hast dich über Wochen darauf vorbereitet – und nun ist es so weit. Du merkst, wie sich langsam Nervosität in dir ausbreitet. Du atmest tief ein – und langsam wieder aus. Du schaust dich um. Der Vorstand sitzt in der ersten Reihe, gemeinsam mit unzähligen Kolleg*innen vor Ort und per Stream. Du gehst noch mal die ersten Sätze durch. Deine Knie fangen an zu zittern. Und dann sagt ein Kollege: „Mensch, ich könnte das ja nicht – wenn da was schiefläuft, haben es alle gesehen!“
Genauso ist es mir passiert. Ich lachte kurz auf und sagte: „Vielen Dank für die motivierenden Worte!“ Kurz darauf bekam ich das Zeichen, auf die Bühne zu gehen. Ich hatte zwei Möglichkeiten: Panik bekommen – oder tief durchatmen, Taylor Swift zitieren („Shake it off!“) – und Spaß haben.
In solchen Momenten fragt man sich jedoch gerne: Wie bin ich da eigentlich reingerutscht?
Vor etwa 1,5 Jahren organisierten wir intern eine Veranstaltung. Am Ende eines Calls hieß es: „Wer moderiert eigentlich?“ – und es wurde still. Plötzlich hörte ich mich sagen: „Wenn es niemand machen will, dann mach ich das. Wird bestimmt super!“ Und so begann meine Geschichte als Moderatorin.
Ich hatte Bühnenluft geschnuppert – also ließ ich mich an der Moderatorenschule Baden-Württemberg zur Veranstaltungsmoderatorin weiterbilden. Heute moderiere ich in unserem Unternehmen mit knapp 3.000 Mitarbeitenden die meisten größeren internen wie externen Events.
Wenn du dich auch bewusst für diese Rolle entscheidest, gehen damit einige Herausforderungen und Chancen einher:
Die 3 größten Herausforderungen – und der Gedanke: „Wieso mache ich das gleich noch mal?“
1. „Alle haben es gesehen!“
Für viele ist ein interner Auftritt nervenaufreibender als ein externer. Ich sage: Intern bin ich entspannter – weil ich mir bewusst mache:
- Das sind alles Kolleg*innen. Niemand will mir etwas Böses. Wenn etwas schief läuft: Wir sind ein Team.
- 99 % sind froh, dass sie nicht selbst moderieren müssen. Mit dem Schritt auf die Bühne hast du ihren Respekt.
- Ich bin „nur“ die Moderation. Wenn ich mich verspreche, macht mich das menschlich.
2. „In welcher Welt lebst du eigentlich?“
Wenn du intern moderierst, wird erwartet, dass du dich auskennst. Oberflächliches Abfragen reicht nicht. Vorbereitung ist alles: Sprich mit vielen Bereichen, hol dir ein Stimmungsbild, kenne die Themen. Nur so kannst du fundierte Fragen stellen – und echte Tiefe erzeugen. Und Vorsicht bei Aussagen wie: „Du musst nichts vorbereiten, nur ein paar Fragen stellen.“ Klar kannst du das machen – aber der Eindruck wird entsprechend flach. Nutze die Bühne, um echte Substanz zu liefern.
3. „Die ist ja ganz anders!“
Moderierst du interne Events, bleibst du sichtbar – auf dem Flur oder auf dem Weg zum Kaffeeautomaten. Deine Wirkung auf der Bühne sollte zu deinem echten Ich passen. Sei du selbst. Authentizität schafft Vertrauen. Und genau das brauchst du, um Menschen zu bewegen.
Die 3 größten Chancen – und der Gedanke: „Genau deshalb mache ich das!“
1. „Jetzt hab ich’s endlich mal verstanden!“
Ein internes Publikum besteht aus verschiedensten Bereichen – von Controlling über Marketing bis Berater*innen und Sales. Und alle sollen verstehen, worum es geht? Die Kunst ist, die richtige Flughöhe zu finden. Ich entscheide mich meistens für die Perspektive der Fachfremden. Warum? Weil es Verbindungen schafft. Weil Aussagen wie „Jetzt hab ich’s endlich mal verstanden!“ die schönsten Rückmeldungen sind.
Nutze bildhafte Sprache, um Brücken zu bauen – zwischen Abteilungen, zwischen Strategie und Alltag. Du kannst helfen, Silos aufzubrechen.
2. „Die fragt wirklich das nach, was uns bewegt!“
Frag nicht nur oberflächlich, sondern frage nach den Dingen, die Kolleg*innen wirklich beschäftigen, z. B.: „Was bedeutet das für uns?“ – „Warum ist das wichtig?“ – „Kannst du ein konkretes Beispiel nennen?“
Gute Vorbereitung ist essenziell. Bereite fix deine erste und letzte Frage vor – damit du mit Ruhe rein- und souverän rausgehst. Und: Kritische Fragen müssen sein, um wirklichen Mehrwert zu bieten.
3. „Das hat mich mehr abgeholt als alles andere.“
Die größte Chance liegt für mich im Storytelling. Menschen erinnern sich nicht an Zahlen – sie erinnern sich an Geschichten. Persönlich, ehrlich, nahbar. Und genau da liegt die größte Chance als interner Moderatorin: Du kannst von einem „wir“ sprechen. Du bist Teil der Geschichte. Du kannst Dinge sagen wie: „Ganz ehrlich, mir geht’s da genauso.“ Mit diesen Geschichten kannst du zeigen: Ich sehe euch. Ich höre euch. Und ihr seid nicht allein. Du gibst diesen Gefühlen wortwörtlich eine Bühne. Das ist echte Verbindung – und sie entsteht nicht durch Management-Slogans, sondern durch Authentizität.
Denn: Moderieren ist mehr als „ein paar Worte sagen“. Es ist Verbindung schaffen.

Romy Stehle ist Expertin für interne Kommunikation in einem internationalen Unternehmen mit 3.000 Mitarbeitenden. Sie entwickelt Formate, die informieren, verbinden und Kultur stärken – moderiert Events und zeigt auf LinkedIn, wie Kommunikation Vertrauen schafft und Wandel voranbringt.
Am 15. Mai 2025 erscheint das Buch „Erfolgreich Events moderieren – Die besten Hacks von 20 Moderations-Profis“ mit einem Kapitel von ihr zum Thema interne Moderation.