Skizzen zum veränderten Selbstverständnis der internen Kommunikation
Transformationsprojekte allerorten und ein verändertes Selbstverständnis der internen Kommunikation: Waren Change Prozesse in Unternehmen früher zeitlich befristete Ausnahmen zwischen Phasen relativer Stabilität, ist der ständige Wandel inzwischen zum Normalfall geworden. Damit ist auch die interne Kommunikation in ihrer Expertise häufiger gefragt. Die Folge: Die Bedeutung der internen Kommunikation hat in den vergangenen Jahren kontinuierlich zugenommen. Damit einher geht eine – wenngleich weniger dynamische – Veränderung des Selbstverständnisses der internen Kommunikation, die sich infolge des Bedeutungswandels neu im Unternehmen verorten muss. Neben neuen (digitalen) Formaten und Arbeitsweisen gilt das in besonderer Weise für das Selbstverständnis der Disziplin.
Der Anpassungsdruck an sich ständig verändernde Marktverhältnisse, der inzwischen fast jede Branche erfasst hat, führt zu unzähligen Effizienz- und Produktivitätssteigerungsprojekten auf allen Ebenen im Unternehmen. Die Aufgabe der internen Kommunikation besteht darin, die oftmals unverbundenen Optimierungsprojekte zu verknüpfen und damit auf eine neue Ebene zu heben.
Das geht einher mit einer übergreifenden Erzählung, die über das Erreichen von projektspezifischen KPI’s hinausweist (Anm. d. Red.: Ein Key Performance Indicator ist eine Kennzahl, anhand derer der Grad der Zielerreichung innerhalb einer Organisation gemessen wird). In dieser Rolle als „sinnstiftender Erzähler“ verknüpft die interne Kommunikation die Erzählstränge verschiedener Stakeholder und befähigt Mitarbeiter, motiviert am „großen Ganzen“ mitzuwirken. Gerade in der digitalen Transformation kommt dem übergreifenden Narrativ eine besondere Bedeutung zu. Damit das gelingen kann, braucht es Geschichten: Die früher eher belächelte Disziplin des Storytelling ist heute erfolgskritisch. In einer immer komplexeren Arbeitswelt baut die interne Kommunikation das „Sinn-Puzzle“ zusammen und sichert so die Orientierung der Mitarbeiter an der Unternehmensstrategie.
Hinzu kommt: „DIE“ Unternehmenskultur ist in globalen Organisationen mit ausgeprägter M&A-Tätigkeit (Anm. d. Red.: Mergers & Acquisitions beschreibt Transaktionen im Unternehmensbereich, etwa Fusionen, Unternehmenskäufe o. Ä.) und der ständigen Suche nach neuen Geschäftsmodellen eine Utopie. Die interne Kommunikation schafft Verbindung zwischen denen, die sich trotz des gleichen Arbeitgebers fremd sind, sie lässt über Tellerränder blicken. Das schafft Synergien und – noch viel wichtiger – stärkt die Bereitschaft, gemeinsam Herausforderungen anzugehen.
Damit kommt der internen Kommunikation eine entscheidende Rolle in der Wertschöpfung des Unternehmens zu: Sie öffnet Produktivitätsspielräume, indem sie die Rahmenbedingungen schafft, unter denen betriebliches Arbeiten erfolgt – und sie vermittelt den übergreifenden Sinnzusammenhang, unter dem die digitale Transformation gelingen kann.Steffen Henke ist seit 2014 Leiter der Internen Kommunikation bei Vodafone Deutschland und ist dabei auch für die Führungskräftekommunikation zuständig. Er kam von der Linde AG, wo er die Europa-Kommunikation im Industriegase-Geschäft verantwortete und unter anderem verschiedene internationale Change-Projekte begleitete. Zuvor war der Politikwissenschaftler Leiter der Konzernredaktion bei Evonik Industries in Essen und Pressesprecher der Brauerei Diebels.
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