Die Digitalisierung als doppelte Klinge

Die Digitalisierung als doppelte Klinge
Bild: Unsplash

Die Digitalisierung hat die Art und Weise, wie wir heute in Unternehmen kommunizieren, dramatisch verändert. Einerseits bietet sie viele Möglichkeiten für schnelle, effiziente und effektive Kommunikation. Andererseits fühlen sich Mitarbeitende durch die digitale Informationsflut abgelenkt und gestresst. Sie stehen unter Druck, ihre digitalen Kanäle ständig beobachten zu müssen, damit wichtige Informationen in der Masse nicht verloren gehen.

Um diese Herausforderungen zu bewältigen, ist es wichtig, die Nutzung digitaler Kommunikationstools strategisch zu planen. Unternehmen sollten klare Richtlinien für die Verwendung von E-Mails, Instant Messaging und anderen Plattformen entwickeln. Schon 2016 betonte zum Thema Reizüberflutung die damalige Vorsitzende der Geschäftsführung von Microsoft Deutschland, Sabine Bendiek, bei der Eröffnung der neuen Deutschland-Zentrale in München: »Menschen wollen heute mehr bestimmen, wann und wo sie arbeiten und auch stärker die Kontrolle haben, wie sie zusammenarbeiten und worüber sie kommunizieren.«

Die Employer Brand als Messlatte

Zum für Unternehmen geflügeltem Wort ist die Employer Brand geworden. Denn eine starke Arbeitgebermarke trägt dazu bei, ein positives Arbeitsumfeld zu schaffen und die Zufriedenheit der Belegschaft zu steigern. Das zieht qualifizierte Bewerber*innen an, erhöht das Engagement sowie die Loyalität der Belegschaft und stärkt die Reputation des Unternehmens als Arbeitgeber. Die Employer Brand beeinflusst die Wahrnehmung und das Vertrauen potenzieller Kund*innen oder Geschäftspartner*innen, da sie oft annehmen, dass Unternehmen, die gute Arbeitgeber sind, auch bessere Produkte und Dienstleistungen anbieten. Zudem motiviert eine gute Arbeitgebermarke Mitarbeiterinnen wie Mitarbeiter zum Verbleib im Unternehmen.

Einfluss auf die IK

Employer Branding hat die interne Kommunikation (IK) in Unternehmen insofern verändert, als es die Kommunikation stärker auf die Bedürfnisse und Erwartungen der Mitarbeiterinnen und Mitarbeiter ausrichtet, die Unternehmenskultur und -identität klärt und die Mitarbeiterbindung und -beteiligung fördert. Man kann also sagen, durch Employer Branding hat die IK weiter an Fahrt aufgenommen, weil die interne Kommunikation ihren Fokus nicht mehr nur nach innen, sondern auch nach außen gerichtet hat.

Motivation ist wettbewerbsentscheidend

Der »Gallup Engagement Index« misst in Deutschland seit 2001 das Ausmaß, in dem Mitarbeiter*innen emotional in ihre Arbeit, ihre Organisation und deren Ziele involviert sind. Der Index zielt darauf ab, wichtige Aspekte des Mitarbeiter Engagements zu erfassen, wie z. B. ihre Zufriedenheit mit der Arbeit, ihren Sinn und Zweck in der Arbeit, ihren Einsatzwillen und ihre Absicht, beim derzeitigen Arbeitgeber zu bleiben. Interessanterweise hat es das Management gerade in den Pandemiejahren 2020 und 2021 geschafft, die emotionale Bindung ihrer Teams positiv zu beeinflussen, indem es sich auf den digitalen Kanälen präsent zeigte. Doch schon ein Jahr später wurde dieser Vorteil wieder verspielt. Der offensichtlich stärkere Fokus auf das Team ist dem Managen der Dauerkrisen gewichen – das Resultat ist ein deutlicher Einbruch der emotionalen Bindung im Jahr 2022. Lediglich 41 % der Beschäftigten vertrauen ihrer Führungskraft uneingeschränkt. Auch zeigt sich der Unterschied zwischen guter und schlechter Führungskommunikation deutlich auf: Während es guten Führungskräften gelingt, auch in schweren Zeiten und unter schwierigen Umständen, die emotionale Bindung ihrer Mitarbeitenden zu steigern, demotivieren weniger gute Führungskräfte ihr Team. Um wettbewerbsfähig zu bleiben, müssen Unternehmen nicht nur die erlebte Führung auf den Prüfstand stellen, sondern auch aktiv an der Qualität und Umsetzung der Führungskommunikation im Arbeitsalltag arbeiten. Menschen verlassen nicht das Unternehmen, für das sie arbeiten, sondern Vorgesetzte, unter denen sie arbeiten.

INKOMETA Days 2023 am Puls der Zeit

Einen spannenden Einblick auf die Entwicklungen der Branche – gerade in der Digitalisierung – haben die Besucherinnen und Besucher der INKOMETA Days 2023 im Oktober in Berlin bekommen. Höhepunkt dabei, wie bereits im letzten Jahr, war die Verleihung des INKOMETA Awards, dessen Gewinner*innen in eindrucksvoller Weise das Motto der Veranstaltung widerspiegelten: Innovate! – Interne Kommunikation als Schlüssel zu neuen Potenzialen. Und so war die renommierte und unabhängige Jury des INKOMETA Awards auch 2023 zur »Höchstleistung« gefordert. In zwei Juryrunden wurden weit über 120 Einreichungen intensiv diskutiert.

Gerhard Vilsmeier

Dr. Gerhard Vilsmeier ist Inhaber von ie Communications, Medienbüro für interne und externe Kommunikation, und Juryvorsitzender des INKOMETA Awards für erfolgreiche interne Kommunikation. Als freier Dozent lehrt er an mehreren Hochschulen und Universitäten. Zuvor arbeitete er u. a. bei Siemens als Pressesprecher und Leiter Interne Kommunikation sowie als Head of Marketing and Communications bei Siemens Real Estate. In der Deutschen Public Relationsgesellschaft (DPRG) war er im Vorstand für die Finanzen zuständig und leitete die Arbeitskreise Interne und Internationale Kommunikation.


Mehr zum INKOMETA 2023 und zu den Award-Cases finden Sie in der aktuellen Ausgabe der BEYOND.

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