Wir haben Antworten zu den häufigsten Fragen rund um das Thema Gendern in der internen Kommunikation zusammengetragen. Diese Fragen begegneten uns in einem interaktiven Webinar im Januar 2021 und signalisieren, dass es vor allem bei der Umsetzung von gendergerechter Sprache viele Unklarheiten gibt. Eine Aufzeichnung des betreffenden Webinars rund um das Gendern in der internen Kommunikation, welches am 20. Januar 2021 von SCM und Staffbase veranstaltet wurde, findet sich – neben vielen weiteren kostenlos zugänglichen Webinar-Aufzeichnungen – unter interne-kommunikation.net/webinare.
Praktische Umsetzung

Wird von „Gendern“ im Bezug auf die geschriebene Sprache gesprochen, bedeutet das Wort so viel wie „gendergerechte Schreibweisen verwenden“.
- Der Sprachkritiker Ludwig Wittgenstein sagte: „Die Grenzen meiner Sprache bedeuten die Grenzen meiner Welt“. Sprache ist also extrem wichtig dafür, wie wir unsere Welt wahrnehmen. In der deutschen Sprache verwenden wir besonders oft das generische Maskulinum. Anstatt: „Die Mitarbeiter und Mitarbeiterinnen beteiligen sich an der internen Kommunikation“, sagen wir: „Die Mitarbeiter beteiligen sich an der internen Kommunikation“. Wir nutzen die maskuline Form des Wortes, weil wir es so gewöhnt sind und gehen davon aus, dass alle anderen auch „mitgemeint“ sind. Das Problem: Schon 2001 veröffentlichte Studien in der psychologischen Rundschau zeigten, dass bei der Verwendung des generischen Maskulinums nur ein geringer gedanklicher Einbezug von Frauen stattfand. Frauen werden aus der Sprache gestrichen und somit ein Stück weit auch aus der Realität.
- Es geht bei genderneutraler Sprache nicht nur um die Diskriminierung gegen Frauen, sondern auch um die Ablösung des binären Geschlechtersystems. Allein in Deutschland leben je nach Schätzung bis zu 800.000 Inter*-Menschen, die biologisch nicht den „Normkategorien“ weiblich und männlich zugeordnet werden können oder sollten. Mit dem Gendersternchen schafft die Sprache jetzt einen Raum für Inter*- und Trans*-Personen sowie für non-binary-Personen.

Quelle: https://www.genderleicht.de/
Hinweis: Screenreader lassen sich in der Regel auch individuell konfigurieren, sodass das jeweils gewünschte Verhalten herbeigeführt werden kann. So lässt sich beispielsweise eine kürzere Sprechpause einstellen, als sie per Default für den Doppelpunkt vorgesehen ist. Und es lässt sich auch für das Sternchen eine Sprechpause einstellen, die dem Glottischlag sehr nahe kommt.
- Mitarbeiter → Mitarbeiter*innen, Mitarbeitende
- Konsumenten → Konsument*innen
- User → User*in (Singular), User*innen (Plural)
- Kollege → Kolleg*in
- Arzt → Ärzt*in (Umgang mit Umlaut hier basierend auf dem Plural „Ärzte“)
- Ärzte → Ärzt*innen
- Administrator → Administrator*in, Administration, Administrierende
- Führungskraft, Führungskräfte → „Führungskraft“ ist eine geschlechtsneutrale Personenbezeichnung wie Mensch oder Person und muss daher nicht gegendert werden. Dies hilft in vielen Kontexten weiter, da die neutrale Form männliche, weibliche und non-binäre Menschen allesamt mit einschließt.
Auch im Englischen gibt es allerdings grundsätzliche Begriffe die genderneutral umformuliert werden sollten wie beispielsweise „fire fighter“ statt „firemen“. Es ist also nicht korrekt zu sagen, dass im Englischen nicht gegendert werden muss.
Übrigens: Die Diskussion rund um das Gendern gibt es auch in anderen Ländern – vor allem in Ländern mit geschlechtsspezifischen Sprachsystemen. In Frankreich wird daher zum Beispiel über den Mediopunkt diskutiert.
Mündliche Umsetzung

Einführung im Unternehmen

Generell empfehlen wir, erst intern zu gendern und dann extern. Die Mitarbeiter*innen sind die wichtigsten Stakeholder eines Unternehmens und sollten die ersten sein, die von so einer grundsätzlichen Änderung erfahren und auch profitieren. Gendert das Unternehmen erst extern, intern gibt es aber keine Initiativen für mehr Inklusivität, erscheint das schnell scheinheilig. Gendern in der internen Kommunikation ist also ein sinnvoller erster Schritt, um das Thema zu treiben.
Tatsächlich wird von Journalist*innen häufig eine strenge Orientierung an der deutschen Rechtschreibung gewünscht, da diese so geschriebene Artikel und Pressemeldungen 1:1 übernehmen können. Auch bei der Zielgruppe der Journalist*innen beobachten wir jedoch einen Wandel, wenn es um den Einsatz gendergerechter Sprache geht. So hat z.B. der Tagesspiegel kürzlich entsprechendes kommuniziert oder die Süddeutsche Zeitung eine Projektgruppe zu dem Thema gegründet.
Generell kann es hilfreich sein, sich strikt gegen Bevormundung zu positionieren – in beide Richtungen. Sowohl der missionarische Ansatz mancher Gender-Verfechter*innen, als auch das strikte Dagegenhalten von Gender-Kritiker*innen helfen nicht dabei, gemeinsame Wege zu finden und die hinter dem Gender-Konstrukt liegende Idee von mehr Gleichberechtigung voranzutreiben.
Bei Microsoft Deutschland wurden die allgemeinen Hinweise zu Sprachsensibilität, die es global und im Englischen gibt, lokalisiert und ergänzt, um das Thema Gendern in der internen Kommunikation an die internationale Belegschaft heranzutragen.
Botschafter*innen für das Thema helfen aus zwei Perspektiven: Zum einen kann über die Community-Manager*innen das Thema in die verschiedenen Bereiche getragen werden. Sie können super als Role Models agieren, denn mit diesem Support kann sichergestellt werden, dass das Thema auf die Agenda von Teammeetings kommt und Raum für Diskussion findet. Zum anderen können Role Models, im Sinne von Mitarbeitenden, die sich für Diversity und Inklusion einsetzen, von ihren Erfahrungen berichten und das Thema in Meetings und ihren Communities einbringen. So können verschiedene Perspektiven auf das Thema Gendern in der internen Kommunikation beleuchtet werden und es kommen verschiedene Stimmen zu Wort.
Sie möchten mehr über das Thema Gendern und die interne Kommunikation erfahren?
- Besuchen Sie den Video-Kurs „Gendergerecht schreiben und sprechen“ von Dr. Ana Kugli, um zu erfahren, wie Sie an das Thema Gendern in der internen Kommunikation herangehen können.
- Schauen Sie sich die Aufzeichnung unseres Webinars vom 20. Januar 2021 an, um Einblicke zum Gendern in der internen Kommunikation zu erhalten.
- Entdecken Sie zahlreiche weitere kostenlose Web-Sessions der SCM und Webinar-Aufzeichnungen.
- Bleiben Sie auf dem Laufenden, indem Sie unserem monatlichen beyond-Newsletter abonnieren und News rund um Events, fachlichen Input und aktuelle Entwicklungen der internen Kommunikation erhalten.
Außerdem empfehlen wir Ihnen einen Blick auf die zusammenfassende Grafik von Jana Rother zu unserem Webinar rund ums Gendern in der internen Kommunikation, die wir Ihnen hier mit bestem Dank an die Urheberin zur Verfügung stellen:
Paula Auksutat ist seit März 2019 im Kommunikationsteam von Microsoft Deutschland. Aktuell ist sie Trainee im Bereich Employee Engagement. Sie leitet das Projektteam zur Einführung und Umsetzung inklusiver Sprache bei Microsoft Deutschland.

Philipp Bahrt verantwortet bei der SCM in Berlin den Themenbereich interne Kommunikation. Er ist Chefredakteur des Fachmagazins „BEYOND. Sein Thema ist die digitale Transformation der internen Kommunikation.

Dr. Ana Kugli ist promovierte Literaturwissenschaftlerin. Unter dem Label Wortkultur erstellt sie für mittelständische Unternehmen und Agenturen Texte für Print- und Onlinemedien. Sie weiß um die Herausforderungen, die sich bei der Arbeit mit geschlechtssensibler Sprache ergeben.

Sina Lockley ist Content Marketing Managerin bei Staffbase. Dort schreibt sie über interne Kommunikation, mobiles Mitarbeiterengagement und die digitale Arbeitswelt. Außerdem organisiert sie leidenschaftlich gerne Webinare und Events für die Internal Comms Community. In ihrer Freizeit kämpft sie für geschlechtsneutrale Toiletten und LGBTQIA-Rechte.

Dr. Kathrin Kunkel-Razum verfolgte nach einem Studium der Germanistik und Geschichte ihre Leidenschaft für die deutsche Sprache weiter – in der Wissenschaft und später als Redakteurin und Lektorin. Heute ist sie Leiterin der Dudenredaktion.

Frank Wolf ist Mitgründer und Geschäftsführer von Staffbase, der führenden deutschen Mitarbeiter-App und Intranet-Plattform. Zuvor war er lange Zeit als Intranetberater für T-Systems und Accenture aktiv.

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