Interne Kommunikation für eine digitalisierte und krisengebeutelte Gesellschaft
Mitarbeiter-Mitsprache, Führungsverantwortung, Nachhaltigkeit und Werte werden immer wichtiger.
Homeoffice, Digital Workplace und hybride Arbeitsbedingungen sind gekommen, um zu bleiben, auch wenn die Digitalisierungseffekte nicht für alle Firmen und Institutionen in gleichem Maße umsetzbar sind. Stichwort: Produktionsunternehmen, Handelsbetriebe, Logistik.
In meinem neuen Buch beleuchte ich die Aspekte, die sich über die rein technische Seite der digitalisierten Gesellschaft hinaus ergeben und für die Interne Kommunikation von Unternehmen bzw. Institutionen neue Herausforderungen mit sich bringen.
Mitarbeitende sollen mitreden und mitmachen
Die fortschreitende Digitalisierung bedingt Änderungen des menschlichen Miteinanders in Unternehmen: Bei überbordender Homeoffice-Tätigkeit können sich zum Beispiel soziale Isolation sowie mangelnde Trennung von Arbeit und Freizeit ergeben. Das Zugehörigkeitsgefühl zum Arbeitgeber kann – wenn digitale Prozesse überhand nehmen – leiden. Unternehmen laufen Gefahr zur austauschbaren anonym-fernen Institution zu werden.
Für mich daher bedeutend: Möglichkeiten zur Mitarbeiterbeteiligung werden umso wichtiger. Das reicht von der aktiven Nutzung von Social-Funktionen im Intranet, in Mitarbeiter-Apps oder in Messengern bis hin zum Aufbau von Corporate Influencer*innen. Auch traditionelles Ideenmanagement mit betrieblichem Vorschlagswesen, kontinuierlichen Verbesserungsprozessen oder Ideenwerkstätten spielt weiterhin eine wichtige Rolle. Hinzu kommen – als neuer Trend – Mitmach-Aktivitäten: wenn Mitarbeitende – um die „grüne“ bzw. soziale Haltung ihres Arbeitgebers zu unterstützen – Bäume pflanzen, in Obdachlosen-Tageszentren kochen oder bei Firmenjubiläen Torten backen und Videos drehen.
Chefs als Wunderwuzzis: bei Teambuilding, Wertschätzung und Changemanagement
Das digitale Umfeld kann sich auch negativ auf den Teamgeist auswirken, wenn nicht Gegenmaßnahmen gesetzt werden. Das mittlere Management hat die Aufgabe Teambuilding zu unterstützen und Change-Prozesse voranzutreiben. Das alles unter den Voraussetzungen der neuen hybriden Arbeitswelt: Videoconferencing statt Meetings mit persönlicher Anwesenheit, Führen via MS Teams und Messenger.
Auf Augenhöhe ist die Hauptforderung des neuen Führungsstils. Als Reaktion darauf, dass die Mitarbeiter*innen heute notwendigerweise selbstständiger handeln müssen. Wertschätzung erleben die Mitarbeitenden vor allem im Verhalten ihres Chefs ihnen gegenüber.
Diese Aussagen lassen sich mit zahlreichen Praxisbeispielen untermauern; zum Beispiel wenn es um die Unterstützung der Führungskräfte durch die Interne Kommunikation geht. Maßgeschneiderte Informationen spielen dabei eine wichtige Rolle, neuerdings aber auch vermehrt Dialog-Angebote; sei es nun in regelmäßigen Meetings oder einem eigenen digitalen Content Hub oder – wie bei der Robert Bosch GmbH – mit der Aufforderung an 500 Führungskräfte aus aller Welt, den Unternehmensslogan „Technik fürs Leben“ gemeinsam neu zu definieren.
Dem CEO kommt daneben die Rolle der authentischen Galionsfigur zu. Gleichfalls mit dem Angebot zum Dialog: in gestreamten Frage-und-Antwort-Runden, Frühstückseinladungen für Mitarbeitende oder regelmäßigen Videobotschaften.
Fragen nach Sinn und Verantwortung
Nachhaltigkeit und Werte sind der Bereich, mit dem ich mich besonders ausführlich befasse, denn Diskussionen zu New Work und Work-Life-Balance erfordern von Unternehmen die Neudefinition ihrer Werte-getriebenen Identität (abgesehen vom Druck von außen, der Reaktionen angesichts von Klimakrise, Kriegen, wirtschaftlichen Entwicklungen verlangt). Mitarbeiter*innen fragen nach dem Sinn der Arbeit, nach Selbstbestimmung sowie nach sozialer Verantwortung.
Die Interne Kommunikation hat dafür zu sorgen, dass die Mitarbeitenden in die Werte-Aktivitäten des Unternehmens mit einbezogen werden, und muss eine qualitativ hochwertige und überzeugende Kommunikation der Werte gewährleisten: in Video- oder Podcast-Serien, im Webmagazin bzw. -blog und in der gedruckten Mitarbeiterzeitschrift. Ich gebe dazu wertvolle Tipps: von der Themenfindung bis zur redaktionellen Umsetzung im Detail.
Dr. Kristin Engelhardt gilt als Doyenne der Internen Kommunikation in Österreich. Den Titel verdankt sie ihrer langjährigen Berufserfahrung, ihrem ehrenamtlichen Engagement sowie ihren Publikationen (Bücher, Fachartikel, Blogs). Seit 2023 unterstützt sie die School for Communication and Management/SCM bei ihren Events in Österreich und ist Mitglied der Jury des INKOMETA Awards für Interne Kommunikation. (Bild: Stephan Huger)
Ihr Buch „Interne Kommunikation als Treiber in neuen Arbeitswelten. Digitalisierung, Mitarbeiter-Mitsprache, Führungsverantwortung, Nachhaltigkeit und Werte als Wirkungsraum“ wurde am 3. Juli 2024 im Springer Gabler Verlag veröffentlicht.