Digitale Transformation
3.-5. Juni 2024 | Frankfurt 📣 Jetzt anmelden 📣
Digitale Transformation
3.-5. Juni 2024 | Frankfurt 📣 Jetzt anmelden 📣

„Kommunikatoren müssen auch über Risiken von Digitalisierung sprechen“

Digitalisierung

Wir sprachen mit Christof Hafkemeyer, Leiter Interne Kommunikation bei der EnBW Energie Baden-Württemberg AG, über die Randbedingungen erfolgreicher Digitalisierung und über die Bedeutung der internen Kommunikation für das Gelingen des digitalen Wandels in Unternehmen. Was heißt Digitalisierung? Wann klappt Digitalisierung? Und wie sollte mit Ängsten und Widerständen im Unternehmen umgegangen werden? Antworten auf diese und weitere Fragen bekommen Sie im Interview:

  1. Herr Hafkemeyer, was sind die Grundbedingungen, die in einem Unternehmen erfüllt sein müssen, damit eine Digitalisierung innerhalb des Unternehmens gelingen kann?

Zwei Bedingungen sind extrem wichtig: Zum einen muss sichtbar werden, wie Digitalisierung Einfluss nimmt auf die Geschäfte eines Unternehmens. Wenn der Mitarbeiter den Kundennutzen nicht sieht, wird es extrem schwer, ihn dazu zu bewegen, den Digitalisierungsweg mitzugehen. Zweite Bedingung: Die Führung muss den Arbeits- und Denkweisen, die mit der Digitalisierung einhergehen, offen gegenüberstehen und sie zulassen. Digitalisierung in herkömmlichen Führungsstrukturen erfolgreich umzusetzen klappt nicht. So ist beispielsweise ein wichtiger Erfolgsfaktor, dass Führungskräfte lernen, loszulassen und die Experten entscheiden und machen zu lassen. Das ist keine neue Erkenntnis, fällt vielen Managern aber aus Angst vor Kontroll- und Bedeutungsverlust weiterhin sehr schwer.

  1. Welche Rolle spielt die interne Kommunikation aus Ihrer Sicht für den digitalen Wandel in den Unternehmen?

Aufzuklären über das, was Digitalisierung ist und kann, ist sicher eine der Hauptaufgaben der internen Kommunikation. Daneben sollte sie aber auch Vorreiter sein und Kommunikationsformate einsetzen, die den Prozess unterstützen. Hier meine ich nicht nur, die tollste neue Software einzuführen, sondern z. B. auch Veranstaltungen durchzuführen, die den Geist der Digitalisierung transportieren: Die Palette reicht hier von Barcamps über Führungskräftemeetings, in denen gemeinsam Design-Thinking-Prozesse erlebt werden, bis hin zu Townhall-Meetings, die keine reinen Top-Down-Veranstaltungen sind. Dabei ist Kreativität, aber auch Mut gefragt, solche Formate gegen interne Widerstände durchzusetzen.

  1. Wie kann verhindert werden, dass Digitalisierungsbestrebungen im Unternehmen von den Beschäftigten als „Spielerei“ oder gar als Bedrohung (für ihren Arbeitsplatz) aufgefasst werden?

Der Druck zur Digitalisierung ist in den meisten Unternehmen immens. Das verursacht verständlicherweise Ängste bei den Mitarbeitern. Deshalb müssen wir diesen Ängsten kommunikativ begegnen und Stabilität bieten, gleichzeitig aber dafür motivieren, sich auf das Neue einzulassen. Nur durch größtmögliche Transparenz und Ehrlichkeit, was die Folgen der Digitalisierung angeht, kann man verhindern, dass sich gut gemeinte Initiativen in Widerständen der Bewahrer totlaufen. Es muss also nicht nur über die Chancen von Digitalisierung gesprochen werden, sondern auch über die Risiken. Und das bitte nicht in einer Fach- oder Marketingsprache, sondern in einer, die die Menschen verstehen. Wenn Partizipation, beispielsweise in Social Intranets, gerade von Führungskräften als „Spielerei“ abgetan wird, hilft nur der stete Tropfen auf den heißen Stein: Positive Beispiele zu kommunizieren, wo bereichsübergreifende Kommunikation und neue Formen der Zusammenarbeit erfolgreich waren. Das ist ein langer Weg, der nicht umsonst Kulturwandel heißt.

  1. Sie haben bei der EnBW Digital Signage in der internen Kommunikation eingeführt. Wurde das Instrument angenommen? Welche Schlussfolgerungen ziehen Sie aus den Ergebnissen dieses Projekts?

Die Wiedereinführung des „Schwarzen Bretts“ – dieses Mal als digitale Version – ist der Versuch, die Mitarbeiter dort mit Informationen zu versorgen, wo sie tagtäglich vorbeikommen. Gerade an Standorten mit wenig PC-Arbeitsplätzen ist das ein probates Mittel, um die Kollegen zu erreichen. Grundsätzlich können wir uns nicht mehr darauf verlassen, dass sich die Mitarbeiter brav ihre Infos abholen. Der Zweiklang aus Intranet und Mitarbeiterzeitung reicht schon lange nicht mehr. Deshalb ja auch diverse andere Versuche in der internen Kommunikation, den Nutzungsgewohnheiten der Mitarbeiter mit Hilfe von Apps, Extranets oder auch Digital-Signage-Systemen entgegenzukommen.

  1. Schon vor Ihrer Tätigkeit bei EnBW haben Sie Erfahrungen mit Innovationen und deren Einführung in der internen Kommunikation gemacht, als Sie bei der Telekom ein konzernweites Social Network einführten. Was ist ihr Fazit hinsichtlich Social Content in der internen Kommunikation?

Die wichtigste Erkenntnis ist, dass viele Mitarbeiter offen sind für diese Art des „Mitmachens“. Weil sie privat bei Amazon ihre Einkäufe bewerten oder Instagram und Co. nutzen, aber oft auch deshalb, weil sie den Nutzen von Social Networks erkennen. Der Mitarbeiter und seine Arbeit werden sichtbarer, dass erhöht die Wirkung in der Organisation und damit die persönliche Motivation. Und fast schon nebenbei kann er auch seinen Job besser oder schneller erledigen, weil er eine ganz andere Informationsbasis hat. Viele Bedenken, dass dort Zeit verplempert wird, Geheimnisse verraten werden oder Pöbeleien den Unternehmensfrieden stören, haben sich nicht bewahrheitet. Von Mitarbeitern bereitgestellte Inhalte – egal ob Beiträge, Kommentare oder „Likes“ – sind inzwischen zu einem festen und akzeptierten Bestandteil in der internen Kommunikation geworden.

Wenn Sie mehr erfahren möchten, besuchen Sie doch einfach unsere Tagung Interne Kommunikation unter dem Motto „Mut – Haltung – Wertschätzung“ am 22. – 24.11.2017 in Düsseldorf! Unter anderem erwartet Sie dort eine spannende Keynote von Christof Hafkemeyer. Weitere Informationen erhalten Sie hier: https://interne-kommunikation.net/tagung/.Christof Hafkemeyer leitet seit Februar 2014 die Interne Kommunikation des Energieversorgers EnBW AG. Davor war der gelernte Journalist zwölf Jahre in verschiedenen Positionen für die Deutsche Telekom AG in Bonn tätig, zuletzt als Head of Corporate Media in der Unternehmenskommunikation. Unter anderem war er verantwortlich für die Einführung eines konzernweiten Social Network für die Telekom.

nach oben