OFF-Taste drücken – digitale Balance als Wettbewerbsvorteil
In einer Welt, die zunehmend von digitalen Technologien geprägt ist, wird es immer wichtiger, die Balance zwischen Online- und Offline-Zeiten zu finden. Der ständige Digitalkonsum und die permanente Erreichbarkeit können zu Belastungen führen, die sich negativ auf die mentale Gesundheit auswirken. Unternehmen, die ihren Mitarbeitenden Rahmenbedingungen für eine bewusste und gesunde Digitalkultur bieten, haben einen klaren Wettbewerbsvorteil.
Stelle dir vor, du müsstest ein Medikament nehmen und die Tagesdosis sind 1-2 Tabletten. Würdest du stattdessen 6-9 Tabletten nehmen? Stelle dir vor, diese überhöhte Dosis würde zu Nebenwirkungen führen. Würdest du dann immer noch so viele Tabletten konsumieren? Die meisten Menschen nehmen diese Dosis täglich ein. Die Medizin heißt Digitalisierung. Die Tablette ist unser Smartphone. Vielnutzung ist ein echter Erfolgskiller. Die durchaus möglichen positiven Effekte werden durch eine Vielzahl negativer Effekte verdrängt.
Neuere Studien bestätigen, dass die Vielnutzung gesellschaftlich weltweit dramatisch hoch ist. Wir sprechen hier über 6-9 Stunden Nutzung von Bildschirmmedien täglich! Alle, die in hybriden Arbeitswelten unterwegs sind, haben mitunter noch weitere Screen Time.
Digitale Balance in hybriden Arbeitswelten
Die Digitalisierung hat unseren Alltag grundlegend verändert und auch die Arbeitswelt beeinflusst. In hybriden Arbeitsmodellen, die eine Mischung aus Präsenz-, Remote- und virtuellen Teams umfassen, ist es entscheidend, die richtige Balance zwischen digitaler und analoger Kommunikation zu finden. Eine bewusste Gestaltung der internen Kommunikation kann dabei helfen, diese Balance zu wahren.
Schon klar, es existieren mittlerweile fantastische technologische Möglichkeiten. Smarte Technologien sind großartig. Wenn wir uns selbst verbessern, können wir sie noch viel smarter nutzen. Doch viele Menschen scheinen sich blindlings darauf zu stürzen. Es herrscht eine richtige KI-Goldgräberstimmung. Man will sich Arbeit erleichtern und gierig den Profit mit digitalen Tools erhöhen. Ein paar werden damit vielleicht reich, viele bekommen nur ein paar „Nuggets“, doch die meisten stoßen nicht auf die Goldader und verlaufen sich im digitalen Change-Chaos.
Zum Glück wird immer mehr Menschen und Organisationen bewusst, dass die gesunde Dosis weit überschritten ist, dass sie etwas an ihrem Digitalverhalten ändern müssen. Doch Haltung ist nicht gleich Praxis. Es reicht nämlich nicht aus, wenn viele Mitarbeitende sich gesund verhalten wollen, aber das System krankmacht. Ein gutes Mindset wird von einer schlechten Kultur einfach erbarmungslos aufgefressen. Hier sind die Weichenstellungen durch Leadership und Interne Kommunikation gefragt.
Auswirkungen von übermäßigem Digitalkonsum
Der überhöhte Digitalkonsum kann unter anderem zu verminderter kognitiver Leistungsfähigkeit, Aufmerksamkeitsstörungen, Empathieverlust, Narzissmus, Entscheidungsunlust, Bewegungsmangel, Übergewicht, Haltungsschäden, erhöhten Stress- und Angstzuständen, Schlafstörungen und Depressionen führen. Viele Menschen fühlen sich ausgelaugt. Die TK-Studie „Entspann´ dich Deutschland“ verzeichnet alarmierende Stresswerte und das Bundesgesundheitsministerium verzeichnet einen rapiden Anstieg der Krankheitstage: Rund 15 Prozent der Fehltage gehen auf Erkrankungen der Psyche zurück. Wie können wir dem persönlich begegnen?
In Führungskräfte-Coachings erarbeiten wir Strategien zur Regeneration und für wirkungsvolle Pausen. Das ist für alle Mitarbeitenden wichtig, doch was Leader vorleben, breitet sich oft im Unternehmen aus. Ist die Chefin oder der Chef immer erreichbar, fällt es auch den Mitarbeitenden schwieriger Pausenzeiten zu setzen. Kultur muss vorgelebt werden, ist aber keinesfalls nur Aufgabe der Führungsriege. Es betrifft die vertikale und horizontale Kommunikation in einer Organisation.
Die OFF-Taste drücken und wirksame Pausen erleben
Aus unserem Maßnahmenkatalog für eine gesunde Erfolgskultur möchte ich dir eine Maßnahme vorstellen. Beginne damit, OFF-Pausen zu kultivieren. Dies ist in vielen Unternehmen leicht umsetzbar, wie wir aus unseren Digital,- Mental- und Team-Workshops wissen. Sie kann ein echter Game Changer für Produktivität und Gesundheit sein. Hier die OFF-Methode:
Offline:
Gehe mit allen digitalen Endgeräten konsequent offline. Pausen, in denen wir an Smartphones chatten, surfen und Spiele zocken, sind keine Pausen! Unser Gehirn ist visuellen Reizen ausgesetzt, die es anstrengen. Es ist ein Trugschluss, dass wir damit runterkommen
oder abschalten. Schalte Bildschirme ab oder gehe an einen Ort, wo keine Endgeräte sind. Arbeitgeber sollten diese Orte anbieten und leicht zugänglich machen.
Frischluft:
Atme frische Luft von draußen. Bei pausenloser Tätigkeit macht unser Gehirn schlapp. Stehe auf und nimm ein paar Atemzüge frische Luft, am besten in der Natur. Doch auch sich ans offene Bürofenster zu stellen und den guten Sauerstoff zu tanken, hat eine
energieaufladende Wirkung. Besonders für Schreibtischtäter und alle, die viel im Sitzen arbeiten, kommt hier mit dem Aufstehen und Gehen wichtige Bewegung dazu, die durchblutungsfördernd wirkt und damit auch den Geist wiederbelebt. Frische Luft sorgt für einen frischen Kopf.
Fernblick:
Schaue in die Ferne. Besonders in modernen Arbeitssettings schauen wir stundenlang auf Bildschirme. Dadurch blicken wir immer nur auf kurze Distanzen, was die Augen und unseren Kopf in dieser Dosis stresst (bei unter 25-Jährigen sogar Kurzsichtigkeit erzeugt). Suche dir einen Punkt in der Ferne (z. B. eine Wolke am Himmel, weit entfernte Gegenstände) und schaue dorthin. Das wirft unseren Parasympathikus an, welcher Ruhe und Regeneration unterstützt. Es wird weniger von unserem Stresshormon Cortisol ausgeschüttet, mit dem Ergebnis, dass sich Kopf und Körper vom Dauerstress erholen. Der Fernblick hilft für einen entspannten Durchblick.
Jetzt braucht es natürlich mehr als ein nettes Akronym, damit OFF-Pausen auch zur Kultur werden. Wie dies gelingt, kann man nicht pauschal sagen, denn jedes Unternehmen hat andere Strukturen, teilweise komplexe Abhängigkeiten und hat auch mit den verschiedenen Grundhaltungen von Menschen zu tun. Was jedoch zum Beispiel oft hilft:
–> Mache Pausen nicht nur spontan, wenn gerade mal Zeit ist.
–> Trage Pausen als feste Termine in deinen Kalender ein. Ein „OFF“ ist schnell notiert.
–> Mehrere Fünf-Minuten-Pausen und eine große Pause von 60 Minuten am Tag sowie hin und wieder ein oder mehrere Tage „OFF“ sind eine gute Orientierung.
Letzteres sollte sich jeder persönlich am Wochenende oder im Urlaub mal gönnen, wird aber in unserer digital vernetzten Arbeitswelt schwieriger umsetzbar sein.
Interne Kommunikation als Schlüssel zur gesunden Digitalkultur
Eine offene und transparente interne Kommunikation schafft Vertrauen und fördert den Austausch innerhalb des Teams. Durch klare Verabredungen für digitale Arbeitsfelder können Missverständnisse vermieden und effektive Zusammenarbeit ermöglicht werden. Die interne Kommunikation spielt somit eine zentrale Rolle bei der Schaffung einer gesunden Digitalkultur im Unternehmen.
Nehmen wir unsere Beispielmaßnahme, die OFF-Pause. Was können wir tun, um sie in den Alltag so fest zu implementieren, dass sie zur Gewohnheit wird? Und zwar nicht nur als Einzelperson, sondern mit allen. Praktizieren ist gut. Kultivieren ist besser.
Hier einige Gedankenimpulse, wie wirksame Pausen zur Kultur werden:
- Meetings für 20 oder 50 Minuten ansetzen. Weil Meetings oft zur vollen oder halben Stunde beginnen, generiert man automatisch kurze Pausen bis zum nächsten Termin.
- Smartphone am Arbeitsplatz liegen lassen, wenn man zur Pause geht
- Feste Fokus-, Mail- und Pausenzeiten innerhalb der Organisation kommunizieren
- Pausentreffpunkte an offenen Fenstern verabreden
- Notizzettel mit Schlagwort „Fernblick“ an den Bildschirm heften
- „OFF“-Termine in den Kalender eintragen
- Gemeinsam OFF-Pausen verbringen
Was fällt dir noch ein, um bei euch im Unternehmen die OFF-Taste zu drücken? Kultiviert diese und andere Maßnahmen zur digitalen Balance, damit ihr mehr Regeneration, Fokus und Konzentration sowie Leistungsfähigkeit, Gesundheit und Lebenszufriedenheit in euren Arbeitsalltag zieht.
Digitale Balance ist ein Wettbewerbsvorteil
Digitale Balance zahlt auf die Mentale Gesundheit der Mitarbeitenden ein und schafft einen Wettbewerbsvorteil. Deshalb sollte die interne Kommunikation für Mitarbeitende, Teams und die gesamte Organisation Rahmenbedingungen für eine bewusste Digitalkultur bieten, um langfristig erfolgreich zu sein. Dazu braucht es mehr als nur die OFF-Taste zu drücken.
Der Erfolg im digitalen Change-Prozess steht und fällt mit der Unternehmenskultur. Deine Mitarbeitenden brauchen intensive Unterstützung, um dem digitalen Overload zu entfliehen. Es sollte für sie nicht heißen „Bei digitalen Nebenwirkungen fragen Sie Ihren Arzt oder Apotheker“. Deine Mitarbeitenden und dein Unternehmen sind es wert, dass Führungskräfte und die interne Kommunikation Angebote schaffen, die es erleichtern, eine Digitale Balance zu erzielen.
Stelle dir vor, du würdest von deinem Medikament die gesunde Tagesdosis einnehmen und dadurch Krankheitstage reduzieren, produktiver werden, die Teamdynamik verbessern und langfristig gesünder und profitabler werden. Würdest du in Veränderungen investieren, die es euch leichtmachen, die gesunde Tagesdosis einzunehmen?
David Breuer arbeitet als Redner und Coach. Der ehemalige Profisportler und Rekord-Bundesliga-Torschütze der 2. Handball-Bundesliga ist Gründer der Weiterbildungs-Webseite Erfolgsupdates.de. Sein Motto: Um uns im digitalen Zeitalter auf Erfolg zu programmieren, brauchen wir mentale Updates. (Bild: mahsunyilmaz.de )
Themen Erfolgsupdates.de: Leadership und gesunde Erfolgskulturen für KMUs in hybriden Arbeitswelten durch Digitale Balance, Mentale Gesundheit und kooperative Teamkultur
Breuer arbeitet auch als Autor und hat den motivierenden Guide zu mehr digitaler Balance und mentaler Gesundheit „Auf Erfolg programmiert – Mentale Updates im Sport“ veröffentlicht.