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Toolbox-Kolumne, Teil 12: Liberating Structures – Mikro-Tools für eine nützliche Gesprächskultur

Liberating Structures
Bild: Unsplash

Kolumne „Toolbox“ von Ulrike Führmann

Gehört es zu Ihren Aufgaben als Verantwortliche der internen Kommunikation, Mitarbeitende und Führungskräfte schnell ins Gespräch zu bringen? Zum Beispiel bei einer Mitarbeiterversammlung, in einem Workshop oder in einer virtuellen Konferenz? Falls ja, könnte für Sie ein Blick in den Werkzeugkasten der „Liberating Structures“ – kurz LS genannt – lohnend sein.

Hierbei handelt es sich um eine Sammlung von 33 sogenannten Mikro-Methoden. Sie dienen dazu, Gruppen und Teams in den Austausch zu bringen – strukturiert, lebendig und unkompliziert. In diesen Gesprächen kann es zum Beispiel darum gehen, Wissen zu teilen, neue Ideen zu entwickeln oder Entscheidungen vorzubereiten und zu treffen. Eine eigene LS-Homepage bietet einen guten Überblick mit Erklärungen und Arbeitshinweisen.

Kleine Schätze für lebendige Gespräche

Zugegeben: Ich habe etwas gebraucht, um mich mit „Liberating Structures“ anzufreunden. Einige Methoden kannte ich schon, wie z. B. Open Space, Fish-Bowl oder Appreciative Inquiry. Ich schätze sie, würde sie aber nicht als „Mikro-Methoden“ bezeichnen. Andere Methoden finde ich banal, z. B. 1-2-4-All. Und dennoch: Beim Ausprobieren habe ich nach und nach einige kleine „Schätze“ entdeckt, von denen ich zwei kurz vorstelle:

Aktivierender Start mit Impromptu Networking

Diese Methode eignet sich zum Gesprächseinstieg. Sie vernetzt die Teilnehmenden in kurzer Zeit und ermöglicht erste inhaltliche Impulse. Falls Sie im virtuellen Raum arbeiten, brauchen Sie die Möglichkeit, „Breakout-Sessions“ einzurichten.

So funktioniert es: Bereiten Sie zwei Fragen vor und präsentieren Sie diese am Flipchart oder im Chat. Beide Fragen sollen verständlich und offen sein und zum Thema des Treffens hinführen. Wenn es zum Beispiel um die Verbesserung von Online-Treffen geht, könnten die Fragen lauten: „Welches Verhalten nervt Sie in Webkonferenzen besonders? Und welche Vereinbarungen bräuchten Sie für eine gelungene Veranstaltung?“ Zu diesen Fragen tauschen sich alle in 2er-Gruppen aus. Die Gruppenzusammensetzung findet nach dem Zufallsprinzip statt. Der Austausch dauert insgesamt vier Minuten. Also hat jede Person zwei Minuten Zeit, ihre Antworten zu nennen. Danach werden die Gruppen neu durchmischt und die nächste Austauschrunde entsteht, wiederum insgesamt vier Minuten. Dieses Setting wiederholt sich ein drittes Mal.

Die Wirkung empfinde ich verblüffend: Der Einstieg ist tatsächlich aktivierend, weil die Teilnehmenden sofort einbezogen werden. Oft lerne ich andere interessante Perspektiven kennen, die mich anregen und Lust, zum Weiterdenken machen.

Ecoycle Planning – ein Blick auf Entwicklungsphasen

Eine andere Methode, die mir ebenfalls gefällt, ist das Ecocycle Planning. Sie eignet sich dann besonders gut, wenn Ihnen Hindernisse im Weg stehen, die Sie im ersten Moment nicht greifen können. Diese Methode bedient sich der Baum- bzw. Wachstumsmetapher und unterteilt Aufgaben in vier Phasen:

  • Erneuerung (Ausbringen von Saat)
  • Geburt (erste zarte Blätter zeigen sich)
  • Reife (Wachstum)
  • kreative Zerstörung (Absterben und/oder Wiedereinbringen in das neue Leben)

Die Methode unterscheidet noch zwei Fallen: die Starrheitsfalle, in der sich nichts mehr bewegt. Und die Armutsfalle, in der Ressourcen fehlen, um weiterzuarbeiten.

Zu Anfang brauchen Sie eine Fragestellung, an der Sie arbeiten wollen, z. B. „Welche Aufgaben schleppen wir schon (zu lange) mit uns herum und was sollten wir jetzt tun?“. Sammeln und notieren Sie und die Teilnehmenden dann Ihre Antworten auf Post-its, die Sie anschließend den einzelnen Phasen zuordnen. Für die Visualisierung können Sie das vorbereitete Arbeitsblatt auf den LS-Seiten nutzen oder Sie skizzieren selbst. Für die anschließende Auswertungsphase eignen sich Fragen, wie z. B.

  • Wo sehen wir Gemeinsamkeiten?
  • Wo sehen wir Unterschiede?
  • Von welchen Aktivitäten können wir uns getrost verabschieden?
  • Von welchen nicht?
  • Was brauchen wir noch?

Weitere Entdeckungsreise

Habe ich Ihnen mit meiner kleinen Einführung Lust auf mehr gemacht? Dann lesen Sie sich doch auf der LS-Website ein und probieren Sie die eine oder andere Methode im Team aus. Und falls Sie tiefer einsteigen wollen und den Austausch suchen: Es gibt zahlreiche analoge oder virtuelle Communities und Meetups in verschiedenen Städten.

Ich wünsche Ihnen viel Freude und Erfolg beim Ausprobieren. Bleiben Sie gesund!

Ulrike FührmannUlrike Führmann berät und begleitet Unternehmen und Organisationen auf ihrem Weg zu einer wirkungs- und sinnvollen internen Kommunikation, zur Veränderungs- und Teamkommunikation sowie zur Organisationskultur. Sie ist zertifizierte PR- und Change-Managerin, systemische Organisationsentwicklerin (SG) und systemische Supervisorin und Coach (DGSv/SG). Für den Inkometa-Award für erfolgreiche interne Kommunikation sitzt sie in der Final Jury. Zusammen mit Klaus Schmidbauer hat sie das Fachbuch „Wie kommt System in die interne Kommunikation?“ veröffentlicht. Regelmäßig schreibt sie auf ihrem IK-Blog zu Trends und Themen der internen Kommunikation.

Ulrike Führmann berät und begleitet Unternehmen und Organisationen auf ihrem Weg zu einer wirkungs- und sinnvollen internen Kommunikation, zur Veränderungs- und Teamkommunikation sowie zur Organisationskultur. Sie ist zertifizierte PR- und Change-Managerin, systemische Organisationsentwicklerin (SG) und systemische Supervisorin und Coach (DGSv/SG). Für den INKOMETA-Award für erfolgreiche interne Kommunikation sitzt sie in der Finaljury. Zusammen mit Klaus Schmidbauer hat sie die Praxisbücher „Interne Kommunikation mit Weitblick“ und „Wie kommt System in die interne Kommunikation?“ veröffentlicht. Regelmäßig schreibt sie auf ihrem IK-Blog zu Trends und Themen der internen Kommunikation.

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