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Unternehmenskultur: Der Chef ist das Problem

Unternehmenskultur

Die Stimmung in Ihrem Unternehmen ist unterirdisch und der Chef gefürchtet? Herzlichen Glückwunsch! In Ihrem Unternehmen herrscht eindeutig eine schlechte Unternehmenskultur. Was Sie dagegen machen können? Nichts! Was Sie lernen müssen? Das Vokabular Ihres Chefs richtig zu deuten. Eine Lehrstunde in drei Abschnitten und Begriffen.

1. Begriff: Das Leitbild, oder: Ich! Ich! Ich!

Das „Leitbild“ ist im Vokabular Ihres Chefs einer der wichtigsten Begriffe und rangiert noch vor Porsche, Penthouse und Personal Trainer. Über nichts kann sich Ihr Chef besser definieren, als über das Leitbild seines Unternehmens. Denn wenn Ihr Chef vom Leitbild spricht, dann spricht er: immer und ausschließlich über SICH! SEINE Wertevorstellungen, SEINE Erfolgsstrategie, SEINE Innovationen. Was wäre der Laden nur ohne ihn. Komisch, wo doch die Produktivität von Mitarbeitern nachweislich besser ist, wenn der Chef im Urlaub weilt. Empfohlene Ziele: Afrika oder Papua-Neuguinea. Hauptsache weit weg und kein Internetzugang. Sagen sollten Sie ihm das aber nicht! Stattdessen: Zuhören und lernen! Denn nur so verbessert sich ein Stück weit die Unternehmenskultur. Sollten Sie nämlich beim nächsten Meeting etwas zum Leitbild sagen müssen, geben Sie einfach Wort für Wort sein Eigenlob wieder. Meistens reicht sogar schon ein Kompliment über die sündhaft teure Krawatte und das graue Alphatier lehnt sich beschwingt und zufrieden im Chefsessel zurück. Gut gemacht!

2. Begriff: Das Konfliktmanagement, oder: Du! Du! Du!

Streit am Arbeitsplatz? Im Berufsalltag ist so was ganz normal. Ihr findiger Chef weiß Rat: Er kramt in seinem Gedächtnis und stößt irgendwann auf den Begriff „Konfliktmanagement“. Da war doch was! Sicherheitshalber gibt Ihr Chef das ganze nochmal schnell (im Zwei-Finger-Suchsystem) bei Wikipedia ein und erhält folgendes Ergebnis: „Unter Konfliktmanagement sind Maßnahmen zur Verhinderung einer  Eskalation oder einer Ausbreitung eines bestehenden Konfliktes zu verstehen. Primäres Ziel von Konfliktmanagement ist eine systematische Auseinandersetzung mit Konflikten zur Reduktion von Konfliktkosten.“ Wo bleibt Ihr Chef mit Schweißperlen auf der Stirn hängen? Logisch, bei den KOSTEN! Schnell rechnet er diese im kleinen Dreisatz gegen und stürmt dann aus seinem Büro. Zielstrebig geht er auf die Konfliktparteien zu, die sich am Kaffeeautomaten gegenüberstehen und aufgrund der ungenießbaren Brühe längst wieder vertragen haben, und brüllt: „Reißen Sie sich gefälligst zusammen! Die Konfliktkosten in diesem Unternehmen sind einfach zu hoch. Wenn sich das nicht sofort ändert, können Sie sich alle einen neuen Job suchen.“ Dann verschwindet er wieder in seinem Büro. Aufgabe erledigt! Und Sie haben gelernt: Konflikte sind nicht das eigentliche Problem. Das Problem ist das Konfliktmanagement.

3. Begriff: Die Teamentwicklung, oder: Ihr! Ihr! Ihr!

Sie wissen nicht was Teamentwicklung ist? Ihr Chef weiß es dafür umso besser! Unter Teamentwicklung werden Maßnahmen verstanden, die den Zusammenhalt der Mitarbeiter stärken und somit die PRODUKTIVITÄT des Unternehmens steigern. Ihr Chef ist gleich begeistert, so begeistert, dass er selbst garantiert nicht daran teilnehmen wird. Soll heißen: Während Sie mit ihren Kollegen irgendwo im Schwarzwald in mühevoller Handarbeit ein Blockhaus bauen oder im Blaumann die örtliche Kita renovieren, sitzt Ihr Chef im Poloshirt in seinem Porsche – auf dem Weg nach Sylt. Logisch, was schon in der Schule richtig ist, kann im Berufsleben nicht falsch sein: Team bedeutet in Wahrheit nichts anderes als „Toll Ein Anderer Machts“. Ihr Chef hat den Quatsch im Zweifel ja schon bezahlt. Warum in aller Welt soll er jetzt auch noch mitmachen? Man könnte natürlich argumentieren, dass Ihr Chef schließlich auch ein Teil des Teams ist, wenn auch ein herausgehobenes. Aber eine solch logische Argumentationskette wäre im Berufsleben geradezu abstrus. Es bleibt also dabei: Er Penthouse, Sie Blockhaus (und damit ist nach wie vor nicht die Burger-Kette gemeint)! Und wenn Sie danach total erschöpft ins Bett fallen, vergessen Sie nie, niemals: Der nächste Arbeitstag wird kommen! Und dann erwartet Ihr Chef die doppelte Leistung. Ein Hoch auf die Teamentwicklung!

Foto:bowie15 / 123RF
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