Toolbox-Kolumne, Teil 5: Kulturveränderungen – 3 Empfehlungen für Ihre Praxis
Kolumne „Toolbox“ von Ulrike Führmann
Funktioniert es mit den Führungskräften, der Innovationskraft oder dem Vertrauen nicht? Dann scheint der Übeltäter heutzutage schnell ausgemacht: Schuld ist die Organisationskultur. Eine Kulturveränderung soll es richten.
Lassen sich Kulturen aber so einfach verändern, wie uns täglich suggeriert wird? Ja und nein: Kulturen lassen sich gestalten, allerdings nicht leicht und auch nicht direkt steuerbar. Mit Wissen, Erfahrung und Geduld steigt jedoch die Wahrscheinlichkeit des Gelingens. Drei Empfehlungen aus meiner Praxis können dabei nützlich für Sie sein:
Empfehlung 1: Klarheit schaffen
Werte, Leitlinien, Mindsets, Glaubenssätze, Philosophien, Artefakte: Unterschiedliche Begriffe zur Unternehmenskultur geistern durch die Unternehmen. Der Bielefelder Organisationsforscher Stefan Kühl spricht von Kultur als „terminologischem Staubsauger“ und schreibt ihr begriffliche Beliebigkeit zu.
Deswegen ist wichtig, dass Sie wissen, worüber Sie sprechen. Verständigen Sie sich zunächst mit Ihrer Leitung, den Führungskräften und den Mitarbeitenden, was Sie unter Kultur verstehen. Tragen Sie dafür die Begriffe zusammen, die bei Ihnen im Unternehmen im Einsatz sind. Diskutieren Sie die Vor- und Nachteile und einigen Sie sich auf einen Begriff bzw. ein Verständnis.
Durch diese Festlegung wird das weitere Vorgehen bereits vorgezeichnet: Wenn Sie unter Kultur zum Beispiel Werte verstehen, werden Sie sich auf eine Wertediskussion konzentrieren. Oder wenn Sie Glaubenssätze als kulturstiftend ansehen, werden Sie diese mit Hilfe von Interviews oder Workshops identifizieren und die entsprechenden Verhaltensmuster durchbrechen (wollen).
Empfehlung 2: Den Nutzen benennen
Kulturprozesse (ver-)brauchen Zeit und Geld. Wer einen Prozess zur Kulturveränderung startet, sollte wissen, welchen Nutzen sie/er sich verspricht. Diskutieren Sie, – wiederum mit Ihrer Leitung, den Führungskräften und den Mitarbeitenden – wieso die Kulturveränderung lohnend sein soll.
Wissen Sie auch, was genau Sie verändern wollen? Beschreiben Sie das aktuelle Problem, vor dem Ihr Unternehmen steht. Woran machen die Leitung, die Führungskräfte und die Mitarbeitenden diese Veränderung fest? Was werden Sie beobachten können, wenn sich die Kultur (langsam) verändert? Lohnt sich tatsächlich der Aufwand? Nehmen Sie sich die Zeit und wägen Sie Aufwand, Nutzen und (Neben-)Wirkungen ab.
Systemische Fragestellungen aus der Toolbox 3 helfen Ihnen übrigens dabei, eine Zielrichtung zu entwickeln und die (Aus-)Wirkungen abzuschätzen.
Empfehlungen 3: Kleine, konkrete Schritte gehen
Sobald Sie ein Zielbild entwickelt haben, erarbeiten Sie kleine, konkrete Umsetzungsschritte. Haben Sie dabei auch Ihre Unternehmensstrategie und die Strukturen und Prozesse im Blick. Können dort Veränderungen vorgenommen werden, die Auswirkungen auf die Kultur haben?
Nach der Umsetzung erster Maßnahmen: Beobachten Sie, was sich tatsächlich verändert. Geht es nicht in die richtige Richtung? Dann bessern Sie Ihre Maßnahmen nach oder probieren Sie neue aus.
Sie möchten mehr dazu erfahren, wie Kulturveränderungen in der Praxis funktionieren können? Im Seminar „Unternehmenskultur – Grundlagen und Gestaltung“ erarbeiten wir gemeinsam, wie Sie Kulturprozesse begleiten können.
Einen stimmungsvollen Herbst wünsche ich Ihnen.
Ulrike Führmann
Ulrike Führmann berät und begleitet Unternehmen und Organisationen auf ihrem Weg zu einer wirkungs- und sinnvollen internen Kommunikation, zur Veränderungs- und Teamkommunikation sowie zur Organisationskultur. Sie ist zertifizierte PR- und Change-Managerin, systemische Organisationsentwicklerin (SG) und systemische Supervisorin und Coach (DGSv/SG). Für den INKOMETA-Award für erfolgreiche interne Kommunikation sitzt sie in der Finaljury. Zusammen mit Klaus Schmidbauer hat sie die Praxisbücher „Interne Kommunikation mit Weitblick“ und „Wie kommt System in die interne Kommunikation?“ veröffentlicht. Regelmäßig schreibt sie auf ihrem IK-Blog zu Trends und Themen der internen Kommunikation.