Textfreigabe: So reduzieren Sie Abstimmungsrunden und sparen viel Zeit
Gastbeitrag von Ania Dornheim
Viele Köche verderben den Brei. Beim Texten ist es eher so: Einer soll kochen und alle anderen spucken ihm danach in die Suppe. Viele Kommunikatoren kennen diese Situation. Ein Text geht zur Freigabe an Vorgesetzte oder Fachabteilungen und diese fügen fröhlich umfangreiche Passagen hinzu oder streichen Formulierungen, die ihnen nicht gefallen. Heraus kommt oft ein Text, der niemandem mehr gefällt – vor allem nicht den Lesern.
Wie aber geht man mit solchen Verschlimmbesserungen um? Bzw. wie sorgt man dafür, dass es erst gar nicht dazu kommt? Eine Patentlösung wäre schön! Die gibt es aber leider nicht. Denn wie so oft spielen viele Faktoren zusammen: Wie ist die Kommunikation in Ihrem Unternehmen organisiert? Wie ticken Vorgesetzte und Fachabteilungen?
Doch selbst, wenn Sie sich mit einem Alles-Könner-Chef oder Klugscheißer-Kollegen herumschlagen: Sie können Ihre Spielräume durchaus erweitern – und Ihre Reputation erhöhen!
Hören Sie dafür nicht mehr (allein) auf Ihr Bauchgefühl. Ein Bauchgefühl hat schließlich jeder.
„Der Satz ist zu lang.“ – „Ich finde die Länge sehr gut.“
„Die Aussage ist steif?“ – „Nein, sie ist seriös.“
„Das interessiert niemanden“ – „Mich schon“
Über Geschmack lässt sich trefflich streiten: Tatsächlich mag der eine dies und der andere das. Diskutieren Sie deshalb nicht über Geschmack. Sie reiben sich nur auf und ziehen den Kürzeren. Überraschen Sie Ihre Kollegen und Kolleginnen besser mit Argumenten: Zeigen Sie, dass Sie der Experte im Ring sind.
Betrachten Sie Ihre Texte dafür konsequent aus der Leserperspektive und erläutern Sie wichtige Passagen. Ein Beispiel: Die ersten 4-10 Sekunden entscheiden darüber, ob ein Nutzer zum Leser wird, wie aufmerksam er danach liest und woran er sich später erinnern wird.
Konzentrieren Sie sich deshalb auf diese ersten Sekunden: Was sehen Ihre Nutzer, was können sie wahrnehmen? Ziehen Headline und Zwischenüberschriften in den Text? Liefern diese Kernbotschaften? Machen sie zugleich neugierig auf mehr?
Gegenüber Kolleginnen und Kollegen argumentieren Sie entsprechend und fügen einen Kommentar ein: „Empfänger überfliegen Texte. Mit … ziehen wir sie in den Text. Nun möchten die Empfänger wissen…“
Ein solcher Kommentar zeigt Wirkung. Ihre Kollegen ändern die Perspektive und beurteilen den Text nicht mehr allein nach dem eigenen Geschmack. Gleichzeitig geben Sie einen Rahmen vor. Die Kollegen und Kolleginnen können durchaus etwas ändern – verschlimmbessern sie den Text dabei, können Sie diese Änderung begründet verweigern.
Machen Sie Ihre Kolleginnen und Kollegen zu Komplizen und zapfen Sie deren Kreativität an.
Der Vorteil von Kommentaren: Mit der Zeit verinnerlichen alle, was wichtig ist. Erst wenn Ihre Überschriften und Haltepunkte akzeptiert oder sinnvoll optimiert werden, gehen Sie den nächsten Schritt. Prüfen Sie nun den Textaufbau:
Wo steht was im Text? Beginnt der Text mit einer ausführlichen Erläuterung, die eigentlich jeder im Unternehmen kennt? Wird der Text aus der „Wir-Perspektive“ erzählt? Oder aus der Sie-Perspektive?
Auch hier platzieren Sie Ihre Argumente – entweder als Kommentar neben Ihren Text oder im persönlichen Gespräch. Beispiel: „Unser Gehirn kann Aussagen besser verstehen und erinnern, wenn wir direkt angesprochen werden“. Liefern Sie auch hier eine Lösung und überlassen Sie dann den anderen, diese eventuell zu verfeinern.
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